Sonntag, 7. November 2021

Neue Wege

Manchmal radele ich einfach mal irgendwohin, eine andere Strecke als die bekannten. So auch bei dieser kleinen Runde, von der ich berichte.

Start war - wie so oft - der Bahnhof in Au/Sieg. Von dort aus radelte ich hoch zum Beulskopf. Dort ist eine neue Attraktion zu besichtigen:

Alpakas

Unwillkürlich entfährt mir ein "Süss!" 😀 Am Zaun hängen Schilder: "Gucken erlaubt, Füttern verboten". Ich denke, fotografieren gehört zum Gucken 😉 und wünsche mir, dass die Tiere sich wohlfühlen!

Einige Meter weiter lockt der Raiffeisen-Turm wieder zum Aufstieg. Nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen darf er derzeit bestiegen werden. Allerdings ist ein Neubau in Planung. Von oben ist die Aussicht einfach grandios, zumal bei klarem Wetter!

Raiffeisen-Turm

Heute reicht mir ein Blick ins Bergische (Panabora in Waldbröl ist deutlich zu erkennen), von dort ins Siegerland und auf der anderen Seite in den Westerwald (Windkrafträder in der Nähe von Höchstenbach) bis zum Siebengebirge. Schöne Aussicht eben!

Weiter radele ich von Heupelzen Richtung Wölmersen. Vor noch nicht allzulanger Zeit war hier eine beliebte Abkürzung von der B8 "durch den Wald" nach Heupelzen und ins Siegtal, vielbefahren von PKW. Nun aber steht dort ein Schild:

Sackgasse!
Auf dem gut asphaltierten Weg radele ich bergan. Am Beginn des Waldes stand früher eine Bank, von der frau eine schöne Aussicht geniessen konnte. Aber der Zahn der Zeit hatte an ihr genagt und so ist der Platz trostlos.
Statt Ruhebank herrscht Wildkraut
Die Aussicht ist trotzdem schön:
Erholung für die Augen

Genug gerastet - weiter geht es.

Ein wichtiger Hinweis!
Auf einem früheren Verbandsgemeindeverbindungsweg steht eine Schranke. Selbstverständlich abgeschlossen. Diese Verbandsgemeindeverbindungswege (wieviele Punkte gibt es für das Wort bei Scrabble?) waren noch vor einigen Jahren wichtige Verbindungswege zwischen zwei Ortschaften, die sonst nur über erhebliche Umwege erreicht werden konnten. Häufig waren sie besser instand gehalten als die sonstigen Strassen des Kreises Altenkirchen.
Keine Durchfahrt mehr!
Und jetzt? Mittendrin die Schranke. Am Ende des Weges in Wölmersen ebenfalls der Hinweis auf die Sackgasse und ein Schild.

Blick von Wölmersen

Ja, dieser Weg wurde mit Fördergeldern der Europäischen Gemeinschaft erneuert. Ich komme mir vor wie bei Schildbürgern.

 
Beim Ortsbürgermeister frage ich nach. Seine Antwort: er sei eigentlich nicht zuständig. 
 
Aber er kann mir den Vorgang erläutern. Der Verbindungsweg war in die Jahre gekommen und bedurfte der Sanierung. Nun hat die VG Altenkirchen-Flamersfeld auch nach der Fusion kein Geld. Der Wald rechts und links des Verbindungsweges ist Staatsforst. Nun wurde der Weg "umgewidmet", er verlor den Status des Verbindungsweges und wurde an den Waldeigentümer als Feldweg übergeben. Dafür gab es Fördergelder der EU. Für einen Feldweg. Der nun nicht mehr von Jedermann befahren werden kann/darf/soll. 

Verstehe ich das jetzt richtig? Der Staat - also wir als Bürger - erhält Fördergelder für einen Weg, der nicht mehr für die Allgemeinheit zur Verfügung steht? So geht Realsatire.

Die Einwohner von Wölmersen freuen sich laut dem Ortsbürgermeister ein Loch in den Bauch, weil jetzt wieder Ruhe im Dorf herrscht. 
 
Ich radele jetzt mal weiter über die alte Kohlstrasse zur B8 und folge der vielbefahrenen Bundesstrasse bis Weyerbusch. Ein durchgehender Fahrradweg wäre fein! Genau wie auf meinem weiteren Weg auf der L276 Richtung Leuscheid. Bis zu dem Knotenpunkt 62 ist die Fahrt ohne Radweg auf der Strasse gefährlich.

Knotenpunkte erleichtern die Orientierung!
Etwas irritiert bin ich, als ich den Hinweis Richtung Eitorf in beide Richtungen sehe - über Hüppelröttchen sind es 12km, in die andere Richtung sind 11km ausgewiesen. Allerdings führt die längere Strecke durch den Wald - bei dem Zustand der Wege derzeit eher etwas für ein Mountainbike, meinem alten Flyer will ich das eigentlich nicht zumuten.
Übersichtskarte
Ich komme oberhalb von Kuchhausen an, Wolfsgebiet. Hier lebt ein "Problemwolf", dem ich Gsd nicht begegne... Nur ein paar Rindviecher auf der Weide 😁
Schöne Aussicht
Weit kann ich in das Bergische sehen, bevor der Weg über die alte Landstrasse führt.
Die alte Landstrasse
Hinter Leuscheid wende ich mich Richtung Reidershof. Ein Weg führt neben der Landstrasse und ich finde eine Pausenbank mit Aussicht zum Siebengebirge. Allerdings weht hier der Wind recht frisch und ich radele weiter.
Ist frau auf der Höhe angelangt, hat sie eine tolle Aussicht!
Ich folge der Beschilderung, vertraue auf die Karte mit den Knotenpunkten und radele über ramponierte Waldwege (wollte ich sie nicht meiden?) - durch eine Gegend, in der mal mehr Fichten und anderes "Vogelsitzholz" standen...
Nun strecken einige trockene Gehölze ihre Äste in den Himmel. Der Weg führt bergab, teilweise schiebe ich lieber, weil der Weg für mich einfach gefährlich zu befahren ist. Irgendwann komme ich in Röcklingen an und bin auf dem Siegradweg!
An der Sieg
Vorbei an verschiedenen Vögeln, die sich freundlich für ein Foto zur Verfügung stellen, radele ich nach Dattenfeld.
Dort hat zu meiner Erleichterung das Blumencafe geöffnet und ich genieße Kaffee und frischen Bienenstich!
Unbeschreiblich lecker!

Das Cafe ist liebevoll dekoriert, den beiden Schildern neben dem Kaffeeautomaten stimme ich vorbehaltlos zu: "Solange der Schal passt, mache ich keine Diät!" und "Kuchenstücke unter 300g sind Kekse!"

Bevor ich nun zum Ausgangspunkt meiner Tour komme, radele ich von Dattenfeld nach Schladern über den "schwarzen Weg". Auch dieser Weg entlang der Bahnstrecke ist saniert - frisch geteert und mit Solar-Lampen im Dunkeln hell erleuchtet! Jetzt macht es richtig Spaß, hier zu radeln!

Streckenübersicht
Die Tour war ca. 46km lang, 864m Aufstieg, 879m Abstieg, bedingt durch die Wegbeschaffenheit bzw. fehlende Radwege fand ich die Tour herausfordernd für mich. Andererseits fand ich tolle Aussichten und erholsame Pausenplätzchen - insgesamt eine schöne Strecke!

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