Donnerstag, 29. Juni 2023

Schlaflose Nächte

Es gibt Tage, da sehne ich mich nach einem Arm, der mich stützt und sagt, "komm, gemeinsam stehen wir alles durch". Gestern war wieder so ein Tag.

In meinem letzten Post hatte ich von dem Schreiben meiner Krankenkasse geschrieben, dass das Krankengeld ausläuft. Ausgesteuert - bedeutet, dass ich mich beim Arbeitsamt melden muss. Eine Vorstellung, die ich nicht schön finde. Also fasste ich mir ein Herz und entschied mich für die Wiedereingliederung. Gestern hatte ich nun ein Gespräch bei meinem Arbeitgeber.

Ernüchternd. In meinem Beruf als Krankenschwester arbeiten: geht nicht. Eine andere Tätigkeit: gibt es nicht. Seit über einem Jahr gibt es bei einem der größten Wohlfahrtsunternehmen keinen Arbeitsplatz für mich. Im Gegenteil. Der Geschäftsführer erklärte mir, nächste Woche kämen Wirtschaftsprüfer und würden über die Zukunft des Hauses entscheiden. Bedeutet, das Haus ist von der Schließung bedroht. Es gehört zu dem Viertel der Krankenhäuser, die derzeit Bundesweit davon betroffen sind.

Kurzfristig erhielt ich einen Termin bei unserem Betriebsarzt. Er riet mir von einer Wiedereingliederung ab, nachdem er den Reha-Bericht gelesen hatte. Ich solle lieber das Arbeitslosengeld nehmen.

Dafür habe ich in den letzten Jahre über meine Kraft gearbeitet. Ein doofes Ende von 29 Jahren bei dem gleichen Arbeitgeber. Er kann sich nun über meine gesammelten Urlaubstage freuen, die er von mir on Top geschenkt bekommt. 

Arbeitslos. Mit 64 Jahren. Verbunden mit einer deutlichen Einkommenseinbuße. 

Es gibt Tage, da will ich in den Arm genommen werden.

Je älter frau wird,

 umso schneller vergeht die Zeit! Es gab wohl tatsächlich eine Studie zu dem Thema. Das Ergebnis: gefühlt vergeht die Zeit schneller, je älter frau wird. Tatsächlich!

Was bisher geschah: nicht Essentielles. Mein Verschlimmerungsantrag beim Versorgungsamt auf eine höhere Minderung der Erwerbstätigkeit wurde abgelehnt und ich habe Widerspruch eingelegt. Letzte Woche kam die Nachricht, dass die angeforderten Unterlagen vollständig wären und nun beim ärztlichen Dienst liegen würden. Monate später... Dafür kam fast zeitgleich die Nachricht der Rentenversicherung, sie würden mir 4 Wochen Zeit lassen bei der Überlegung, ob ein Rentenantrag nicht sinnvoll sei - schließlich wäre meine Reha im vergangenen Jahr nicht erfolgreich gewesen. Um das Bild zu vervollständigen, schrieb mir die Krankenkasse, mein Krankengeld würde im Juli auslaufen. Ausgerechnet hatte ich den Oktober. Nein, die Reha-Zeit wird mit berechnet... Warten gehört nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Tätigkeiten...

Mein Arbeitgeber hat bislang keinen passenden Arbeitsplatz für mich. Zurück in meine alten Tätigkeit? Irgendwie fehlt mir dazu die Kraft. Auf allen Ebenen.

In den vergangenen Monaten war ich wandern, habe genäht, bin fleißig Fahrrad gefahren - inzwischen habe ich auf meinem Rädchen über 2.000 km verbracht! Ende Mai war ich mit dem Rad in Jever und bin dort - wie schon vor zwei Jahren - bei Sonnenschein geradelt. Vier Tage mussten es Meer sein.

ein feines Stöffchen
Sticken der Schmetterlinge

mein Schmetterlingskleid