Mittwoch, 7. April 2021

Im Wald

Seit den 1970er Jahren hören wir immer wieder und immer lauter von Umweltzerstörung und der Notwendigkeit, die Natur zu schützen. "Jute statt Plastik" hieß die Devise. 

Dann wurde Wald durch den sauren Regen gefährdet. Flugzeuge und Hubschrauber überflogen sie und warfen tonnenweise Kalk ab, um den PH-Wert der Böden zu verbessern.

Trotzdem leidet die Natur unter dem Klimawandel. Die vergangenen Jahre waren zu warm und zu trocken, der Borkenkäfer breitete sich ungehindert aus und befiel die Fichten. Diese waren als "Brotbaum des armen Mannes" gepflanzt worden, um damit ein wenig Geld zu verdienen. Allerdings - auch dieses Wissen ist schon Jahrzehnte alt - taugen Monokulturen nichts. Der Borkenkäfer fand hervorragende Bedingungen zur Vermehrung.

Hier im nördlichen Rheinland-Pfalz kann beobachtet werden, wie sich ganze Landschaften verändern. Die Fichten werden abgeholzt und mit Containern nach China verschifft. Auf einmal sind Wege zu erkennen, die bislang gut verborgen waren. 

So fuhr ich in den vergangenen Wochen auf meinem Heimweg an einem Stück Landschaft vorbei, in dem ich einen Weg erkennen konnte.

Diesen Weg wollen mein Wanderpartner und ich uns ansehen. Wir starten am Bahnhof in Breitscheid.

Ziemlich am Anfang finden wir eine bequeme Sitzmöglichkeit, für eine Pause ist es allerdings zu früh.😊
Stuhl mit Tisch
Der Weg, den wir nehmen wollen, ist gesperrt. Wir wählen die Alternative und sanft führt der ausgefahrene Weg bergan. 

Durch die verbliebenen Stämme können wir auf der anderen Seite oben auf dem Hügel die Baumstämme liegen sehen. Mitten drin ragt die Silhouette einer Fichte heraus. Eine Erinnerung, dass hier mal Wald war?

Kein schöner Wanderweg

Die Forstwege haben durch die schweren Harvester und LKWs kräftigen Schaden erlitten. Die LKWs kommen häufig aus Belgien, den Niederlanden oder osteuropäischen Ländern. Dort ist es anscheinend erlaubt, über unbefestigte Wege zu fahren... Hier hinterlassen die Fahrzeuge tiefe Spuren und jetzt im Frühling "Matschepampe". Spätestens, wenn die Wege trocken sind, wird es noch unangenehmer, über die steinharten Reste zu balancieren...

Irgendwann erkennen wir nur noch Fragmente eines Weges, Holzreste liegen kreuz und quer. Wir suchen uns den Weg durch dieses Durcheinander und kommen in Hilgenroth heraus.

Von Hilgenroth wandern wir nach Obererbach. Kurz vorher biegen wir auf den Weg nach Marienthal ab. 

November 2015

März 2021
Zwischen den Bildern liegen nur ein paar Jahre.

 

 

 

 

 

In der veränderten Landschaft orientieren wir uns neu und finden einen Hinweis. Der Hauptwanderweg Nr. 3 führt von Au/Sieg nach Bad Ems/Lahn.

Weiße 3 auf schwarzem Grund - ein deutliches Wegezeichen!
Wir sehen Zeichen der Wiederaufforstung. Eingezäunt gegen Wildtierverbiß:

Oberhalb vom Bahnhalt "Kloster Marienthal"
Neues Leben aus dem alten Buchenstamm
In der Nähe des Bahnhaltes finden wir ein Pausenplätzchen. Ein wenig frisch ist es - typisch Westerwald😁

Im Sommer eine Wohltat

Unsere Runde

Kurz darauf sind wir wieder in Breitscheid. 

Dort stelle ich fest, dass ein Handschuh verloren ging. Einerseits: nichts ist ewig. Andererseits: der Handschuh ist aus Poly-Tierchen, er dient nicht als Dünger, sondern landet schlimmstenfalls im Meer und verseucht dort die Umwelt. Das will ich nicht. Also mache ich mich am nächsten Tag noch einmal auf den Weg und finde ihn:

Einsam und verlassen!
Auf dem Rückweg kann ich einen Holzverlader bei der Arbeit beobachten, die Baumstämme werden auf Anhänger verladen. Das dauert nur ein paar Sekunden pro Stamm.

"Bienenhäuschen"
Ich entdecke noch mehr! Oberhalb von dem Baum mit dem Schild stand vermutlich eine Hütte. Dorthin führen Stufen, die ein wenig mit Laub bedeckt, aber gut erkennbar sind.
Geheimnisvolle Stufen
Auch das Fragment eines Geländers finde ich und ein paar Steine, die einen Umriss bilden.

Wie lange das wohl her ist? Ich finde keinen Hinweis.

Gestern war uns ein Bächlein aufgefallen, das zwar durch die Baumfällung teilweise nicht sichtbar, aber hörbar war. Wir hatten überlegt, wie dieses Gewässer endet. Heute forsche ich auf dem Rückweg weiter nach.


Unter dem Weg ist ein Rohr verlegt, durch den das Wasser geleitet wird. Schließlich wird der Bach unter den Bahngleisen und durch Breitscheid in einem Rohr kanalisiert. 

Kanalisation durch Breitscheid
 

Er kommt schließlich im Löschteich der Firma Romwell wieder an und fliesst von dort in den Marienthaler Bach.

Märzenbecher
Es waren gestern und heute kurze Wege mit vielen Bildern und neuen Erkenntnissen!😀

Ein Mantel für den Übergang

Wie so oft war der Kauf eines Stoffes nicht geplant. Der Kauf dieses Stoffes war nicht geplant. Weil mein Fokus auf einem Frühlings-Baumwollstoff lag. Vorzugsweise mit dem Thema "Ostern" als Ergänzung zu vorhandenen Stoffen.

Aber da liegt er im Stoffgeschäft: ein Steppstoff aus dem letzten Winter, in Jeansblau mit einer samtigen Aussenfläche, um 50% reduziert. Ein Streichel-Stöffchen!

Fertig!

Und schon ist es um meine guten Vorsätze geschehen. Zumal es wegen der Pandemie und den damit verbundenen eingeschränkten Öffnungen keinen Osterstoff gibt (frau ist für eine gute Ausrede dankbar 😁). 

Ein kurzer Mantel für den Übergang soll es werden. Nach sorgfältigem Studium meiner letzten Burda-Style-Jahrgänge und anderer Nähzeitschriften werde ich fündig.

In der "Nähmode" 2/2018 gefällt mir ein Mantel, der als Schnitt in meiner Größe angegeben ist:

Das gewünschte Modell
Allerdings sagen mir ein paar "Kleinigkeiten" nicht zu. Mir schwebt zu einem (Steh-)Kragen eine Kapuze vor, die Ärmel sollen keine Ärmelblende bekommen, Reißverschlusstaschen will ich (nicht die geplanten Pattentaschen), keine Teilungsnaht im Rücken, einen angeschnittenen vorderen Beleg, eine Innentasche, die FBA - die Liste meiner Wünsche wird immer länger. 

 Die Kapuze finde ich in der Zeitschrift "Nähtrends" 8/2020.

Die Kapuze
Es geht an das Modifizieren, anpassen, ausmessen, nachbessern... Endlich ist der Schnitt zu meiner Zufriedenheit angepasst. Nun kommt der Stoff an die Reihe. Aus farblich ähnlichem Viskosefutter fertige ich Schrägstreifen, mit denen die Nähte versäubert werden:

Schrägstreifen am laufenden Band
Die eingefaßten Nähte

Die Reißverschlüsse werden in die Tascheneingriffe eingearbeitet, es gibt im Fundus sogar zwei farblich passende Nahtverdeckte RVs! 

mit nahtverdecktem Reißverschluss
An einem Stoffrest, der nach dem Zuschnitt über ist, trenne ich die Stofflagen auf. Aus dem Oberstoff, der nun sein Volumen verloren hat, fertige ich die Taschen und weitere Schrägstreifen an.

An den vorderen Belegen entferne ich die Steppschicht, dadurch trägt der fertige Beleg nicht so auf. 

Unklar bleibt zunächst der Verschluss: Knöpfe, Reißverschluss, Klett, KamSnaps bzw. Druckknöpfe? Eine schlaflose Nacht bringt mir die Lösung! Schließlich habe ich eine Stickmaschine 😇 - noch nie habe ich Knopflöcher gestickt! Ein Test folgt:

Welches Knopfloch darf es sein?
Ebenfalls im Fundus finde ich farblich passende Knöpfe.

Nachdem ich auch die Rückseite der Stickerei betrachte, wähle ich die "goldene Mitte". Das Knopfloch zeigt den geringsten Verzug und passt meiner Meinung nach zum Stoff.

Schließlich hängt der Mantel an meiner Schneiderbüste:

Innenansicht
Die Innentasche ist ein einfaches Rechteck, dass auf der einen Seite im Beleg erfasst, auf der anderen Seite in der vorderen Naht integriert ist.
Rückseite
Mit den Stoffstreifen aus dem Oberstoff versäubere ich die Aussenkanten an der Kapuze, dem Kragen und den Ärmeln.
Seitenansicht

Vorderseite
Allerdings finde ich den Steppstoff nicht einfach zu nähen, durch das Volumen sind einige Nähte am Kapuzenansatz und im Kragen nicht so sauber, weil der Innenstoff zum Verrutschen neigt. 

Aber: alle meine Vorstellungen habe ich umgesetzt.

Ich bin stolz, dass der Mantel fertig ist! Ein Einzelstück, gerade richtig für den Übergang 😊