Montag, 22. Februar 2021

Wieder genäht

Der Lockdown hält an, die Inzidenzzahlen steigen wieder - noch habe ich genügend Material zum Nähen zu Hause 😀

Da ich in die Breite expandierte, bin ich aus einigen Kleidungsstücken heraus gewachsen. So auch aus meinen gepolsterten Radler-Unterhosen. Die trage ich gerne bei kurzen (Tages-) Ausflügen. Also trenne ich meine alte, verschlissene Hose auf:

Das aufgetrennte Original
Der nächste Schritt ist das Vergrößern der Schnittteile:

Alle Details werden abgezeichnet
Vorder- und Hinterhose sind vorbereitet

Es sind nur wenige Zentimeter, aber diese entscheiden zwischen dem Gefühl "Wurst in Pelle" und "sitzt, passt, wackelt und hat Luft".

Ich habe noch schwarzen Stoff herum liegen, aus dem ich irgendwann einen BH nähen will. Aus einem Meter Stoff kann eine ganze Menge entstehen - jetzt erst einmal eine Hose. Die glänzende Seite kommt nach innen, genäht wird mit der Overlock.

Den Radler-Einsatz hatte ich ebenfalls herum liegen (Jäger und Sammler..), jetzt kommt er zum Einsatz! Wenn ich der Beschriftung Glauben schenken darf, ist er Keimhemmend ausgestattet. Dann kann nicht mehr viel schief gehen 😁

Den Einsatz habe ich mit der NäMa und einem 3-fach Zickzack-Stich eingenäht, bevor ich die Seitennähte wieder mit der Overlock schloss. Die Reihenfolge war ungewöhnlich, sonst schliesse ich die Seitennähte zuerst...

In diesem Zustand konnte ich die Hose schon anprobieren und feststellen, dass sie generell passt. Allerdings war die rückwärtige Naht in den oberen fünf Zentimetern zu weit. Das habe ich schnell angepasst, bevor ich die Gummis angenäht habe.

Die Vorderseite

Die Rückseite

Ja, die Gummibänder an den Hosenbeinen sind nicht soo schön angenäht. Auf dem Silikon wollte der IDT meiner Pfaff nicht so einfach wandern, also habe ich mit Soluvlies als Abdeckung gearbeitet. Das  Nähen ging dadurch einfacher. 

Trotzdem habe ich ein Ergebnis, was ich tragen kann und bin stolz darauf!

Donnerstag, 18. Februar 2021

Äschermittwoch 2021

Nun ist dieser zweite Monat im Jahr auch schon zur Hälfte vorbei. Meine Dienste habe ich als extrem anstrengend empfunden. Pflege-Untergrenze hört sich nett an, ist leider m. E. nicht zielführend. Alle werden eingerechnet, deren Position in den vergangenen Jahren geschaffen wurde, um "pflegefremde Tätigkeiten" zu besetzen: Stationssekretärin, die Tabletten stellende Mitarbeiterin, Stationshilfe, Pflegeüberleitung, etc. Hinzu kommt, dass ein Monatsdurchschnitt ermittelt wird - schwups, stimmen die Zahlen wieder!

Meine Berufsgruppe wird nach wie vor vera****t *räusper* nicht wertgeschätzt. Jeden Tag habe ich im Spätdienst vor Karneval eine Qualitätsanzeige geschrieben, stundenweise war ich mit 21 Patienten alleine. Voller Frust schrieb ich dem obersten Geschäftsführer in Mainz eine Mail und erhielt eine mit dem üblichen Politiker-Gewäsch gefüllte Antwort. Murmelnde Laute der Beschwichtigung waren enthalten: wir müssten zusammen stehen, der Bonus (evtl. 600€ je nach Berufsgruppe) wäre Teil der Tarifverhandlungen, wir hätten Pandemie... Durchhalteparolen. 

Anfang des Jahres mussten wir innerhalb einer Woche angeben, ob wir geimpft werden wollen - mehr als 250 Mitarbeiter (also fast alle 😁) waren dazu bereit. Mit großem Tamtam wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Impfung alsbald erfolgen würde, unter Umständen auch im Frei oder am Wochenende. Mit dem Impfstoff von Biontech/Moderna. Hey! Das wäre doch eine tolle Option! Wir warteten gespannt auf den Impfbeginn -

Nun ist der Februar schon über die Hälfte rum und es gab sowohl in Kirchen als auch in Asbach und in den Pflegeheimen ringsherum Impfungen. Nur bei uns gab es noch keine. In dem letzten Schreiben der Leitung wurden der Impfstoff von Astra-Zeneca angeboten, dafür konnten wir uns melden. Dieses ganze Vorgehen - kombiniert mit bundesweit wieder steigenden Inzidenzzahlen, bedingt durch die B.117-Variante (diese aggressive, britische, Brexit-Variante) - sorgt nicht unbedingt für Erheiterung oder Motivation.

Eisig kalt war es an den vergangenen Tagen. Winter. "Über deine Höhen pfeift der Wind so kalt" wurde Wirklichkeit. Am Bach konnte ich bei einer kurzen Visite ungewöhnliche Augenblicke festhalten:


Bezaubernd und leicht vergänglich! Wir haben eben Klimawandel. Wurde etwa deshalb der Kohleausstieg für 2038 beschlossen? Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Oder gar an Lobby-Arbeit...

Viel Freude bereiten mir die Orchideen. Sie tragen reiche Blüten, zum ersten Mal seit Jahren!



Fastelovend fiel aus 😢. Naja, er fand virtuell statt. Vor dem Bildschirm. Liebevoll gemacht war der Rosenmontagszug mit dem Hänneschen-Theater! Zum Entsetzen/Erstaunen meiner Kollegin war ich selbstverständlich Weiberfastnacht kostümiert.

Klar zu erkennen: die Friseure haben zu!
Die Jacke besitze ich schon einige Jahre. Das Motto 20/21 hat mich begeistert, ich habe es für die Stickmaschine erstellt und auf die eine Hälfte der Jacke gestickt:

"Nur zesamme sin mer Fastelovend"
Auch das neue Motto gefällt mir: "Alles hät sing Zick!", die ersten Entwürfe stehen schon...

An dem ausgefallenen Rosenmontag - passend dazu regnete es - hatte ich einen Arzttermin in Siegburg. Auch dort erschien ich kostümiert:

Der Mottoschal ist einfach ein Hingucker!
Aschermittwoch wurde alles in die Kiste für die nächste Session gepackt - hoffentlich findet sie wie früher statt, mit Begegnungen und Freude und Lachen!

Soviel Fröhliches hat sich in den letzten zwei Wochen nicht getan, aber ich lasse den Kopf nur mal kurz hängen - ich will nicht in diesem Elend ertrinken! Oder, wie einer meiner Lieblingsschriftsteller einst schrieb:

Was auch immer geschieht:
Nie sollt ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht
auch noch zu trinken!

                        (E. Kästner, zwischen den Stühlen, 1932)


Sonntag, 7. Februar 2021

Januar 2021

Eigentlich bin ich froh, wenn dieser Monat vorüber ist. Obwohl er auch Höhen bot, fand ich ihn anstrengend.

Gerne würde ich erleben, dass "die Politik" einen Paradigmenwechsel anstrebt - weg von der Maxime, dass Krankenhäuser auf Teufel komm raus Gewinne erwirtschaften müssen; weg von der Behauptung, wir hätten zuviele Krankenhäuser. Die Pandemie zeigt m. E,, dass wir nicht zuviele Krankenhäuser haben. Sie zeigt ganz klar, dass wir genügend Betten haben - aber zuwenig Personal, um die Patienten zu versorgen. 

Um den Kopf wieder klar zu bekommen, machte ich einen Spaziergang. Der nächste Bach ist der Etzbach. Er entspringt oben in Roth, an seinem Ufer wurde damals die Wäsche gebleicht - ein heute unvorstellbarer, mühevoller Waschvorgang! 

Das Quellgebiet
früher Waschplatz, heute Viehweide

Mein Weg begann nicht im Quellgebiet, sondern etwas talwärts. Schon einige Male zeigte ich Folgen des Klimawandels - heute bescherte er mir fast ungehinderte Aussicht auf Heckenhof und die Köttinger Höhe in Wissen/Sieg:

Damit frau sich nicht verirrt (weil die früheren Waldwege verschwanden), wurden an einem Baumstumpf die Richtungen aufgesprüht:

Es ging bergab und wurde matschig...
Der Etzbach
Ein kleiner, verträumter Bach windet sich durch den nördlichen Westerwald der Sieg entgegen.

Der Bach und seine Umgebung haben etwas Mystisches.
Hier müssen Fabelwesen leben!
Spannende Details
Immer wieder wird durch Baumbruch Wasser gestaut und sorgt für unbequemes Fortkommen. Im Übrigen war ich überrascht, wie viel Menschen an diesem trüben Wintertag unterwegs waren.

Einige Fichtenstämme stehen noch, allerdings hat sie ihr grünes Kleid verlassen und nur noch Gerippe ragt empor:

An dieser Stelle hat scheinbar ein Riese gearbeitet, auf den Resten wachsen heute Buchen:

Mein Weg führt wieder bergauf und ich finde mitten im Wald noch eine herausragende Sitzgelegenheit!
Die besten Tage sind vorbei
Sogar Stufen führen zu der Bank! Allerdings hat frau keine Aussicht auf Hamm, sondern nur auf den nächsten Baum...

Wieder zu Hause, wird die Stickmaschine in Gang gesetzt. Es entstehen kleine Geschenke für Kolleg*innen, die uns in den nächsten Tagen verlassen. Die Datei habe ich als Applikation selber digitalisiert und je nachdem, welchen Stoff ich verwende, erhalte ich ein anderes Ergebnis.

Weil ich gerade so gut in Schwung war, entstand noch eine Mini-Tasche.

Das ausgewählte Motiv
Dabei wurde die zweite Rosenfarbe mit metallisiertem Garn gestickt. Das ergibt erst aus der Nähe einen interessanten Effekt.
Fertig!

Im vergangenen Jahr nähte ich mir ein T-Shirt. Die Ärmelblenden stammten aus meiner Restekiste, passend dazu erstellte ich die Stickerei.

Von dem Stoff war noch ein Rest vorhanden und mir fiel auf dem Blog von Bernina ein kostenloses Schnittmuster in die Hände. Der Schnitt wurde ein wenig modifiziert (FBA!) und die Knopfleiste entfernt, eingefasst mit einem Foldover-Gummiband von Sewy. Den Saum habe ich mit der Overlock als Rollsaum genäht. Zum einfacheren Nähen verwendete ich Soluvlies. Dadurch konnte ich den dehnfähigen Rippenjersey im Zaum halten. Dann reichte das Material noch für einen Schlüpfer  😀. Jetzt ist dieser Stoff auch vernäht!

Passt, wackelt und hat Luft - trägt sich bequem!

Der Lockdown wurde verlängert, bis zum Valentinstag. Karneval findet online statt. Dieses Jahr keine Strüßje un Kamelle 😥! Keine Blumen zum Valentinstag. Aber die Hauptsache ist - so finde ich - dass wir gesund aus dieser Pandemie heraus kommen. Diese Hoffnung lässt mich "dä janze Driss" ertragen, kombiniert mit rheinischer Gelassenheit:

  • Et kütt wie et kütt
  • Et hätt noch immer jod jejange

Was ist eure Meinung?