Montag, 24. Juni 2019

Schizophren?

Merkwürdig ist, wenn die Nachbarin aus der unteren Wohnung bei mir klingelt und mir sagt, ich solle die Markise einfahren, sie würde die Sonne weg nehmen.

Schizophren ist, wenn die gleiche Nachbarin anschliessend ihren Mega-Sonnenschirm aufspannt...👾😀

Freitag, 21. Juni 2019

Tag 8: von Eberbach nach Mannheim

Der letzte Teil meiner Reise am Neckar-Radweg. Es ist bedeckt, der Wetterbericht behauptet, es würde vereinzelt regnen. Nach einem ausführlichem Frühstück (inclusiv frischer Erdbeeren!) im Gasthof Linde, verbunden mit einer freundlichen Unterhaltung mit der Wirtin, startete ich zum letzten Teil meiner Reise.

Jeder, der mich in den letzten Tagen ansprach, sagte, spätestens ab Neckargemünd sei es vorbei mit dem schönen Radweg am Neckarufer. Bis Heidelberg würde er an der Strasse entlang führen, egal auf welcher Neckarseite.

Es wurden mir auch die Alternativen ans Herz gelegt: entweder mit der S-Bahn bzw. dem Regio (preiswert) oder mit dem Schiff (teuer) bis Heidelberg.

Blick auf Eberbach
Erst mal bergab, bis Heidelberg sollen es 33km sein. Der Weg ist teilweise wieder sehr gut ausgebaut.
Ab Pleutersbach kam ich an vielen verlassenen Steinbrüchen vorbei, auf Schautafeln wurde der Abbau von Sandstein erklärt, wie sich die einzelnen Steinarten unterscheiden, zu welchen Zwecken sie abgebaut wurden, wer die Besitzer waren, etc. - jede Menge Informationen!
Die Natur erobert alte Steinbrüche zurück
Vor Ersheim führt der Weg über einen nicht asphaltierten Weg, Pfützen auf dem Weg verraten mir, dass es hier schon geregnet hat. Meine Motivation verlässt mich für kurze Momente und ich bin froh, als ich kurz vor Ersheim auf einen besseren Weg treffe.
Altarraum der Ersheimer Kapelle
In Ersheim schaue ich mir kurz die Kapelle an, kurze Zeit später erreiche ich  Hirschhorn. Es sieht malerisch aus, wie sich die Häuser auf der anderen Uferseite drängeln:


Sicherlich komme ich irgendwann noch einmal zu Besuch, jetzt aber will ich die Strecke bis Heidelberg (am liebsten trocken) bewältigen. Die Wolken behaupten, sie könnten jederzeit Wasser verlieren - das muss nicht unbedingt wieder mich treffen 😒.

Bis Neckarsteinach sollen es 10km sein. Ohne Pause radele ich weiter. Wieder hört der Asphalt auf, es folgt eine Strecke unmittelbar am Neckar entlang - er fliesst gemächlich und trübe, nur durch ein wenig "Beikraut" getrennt, folge ich seinem Weg. Gut, dass kein Hochwasser ist!

Hinter Neckarhäuserhof benutze ich für ein kurzes Stück die Strasse und überlege, ob der Name des Ortes "Mückenloch" Programm ist.
wenig befahren





Als der Weg wieder unbefestigt ist, erlebe ich zum letzten Mal auf dieser Reise den Duft von Bärlauch, hier sind die Blätter schon gelb und er zieht sich für dieses Jahr ein. 
Familie Nilgans mit Nachwuchs fühlt sich wohl


Schleuse Neckarsteinach
Auf der Schleuse treffe ich zwei Frauen, die nach Heilbronn radelten. Wir tauschen kurz unsere Erfahrungen aus, sie bestätigten die Qualität des Weges vor Heidelberg und weckten den Wunsch in mir, das Verkehrsmittel zu ändern 😏.

Kleinstadtgassen
Neckarsteinach erreiche ich am späten Vormittag mit dem dringenden Wunsch nach einer Pause und Kaffee! Auf meiner Suche fand ich zunächst ein paar malerische Ecken:
Neckarsteinach








Die Steinach









"Zum Amptmann"



















Ich fand ein Cafe und erfuhr, dass das Schiff nach Heidelberg gleich ablegen würde. Der Kaffee erfuhr keine besondere Würdigung, so schnell hatte ich ihn getrunken! Das Ticket für die Weiße Flotte war  nicht billig, mit dem Fahrrad kostete es 15€! Die Crewmitglieder halfen mir beim Transfer auf das Schiff und ich nahm Platz, die Aussicht aus anderer Perspektive geniessend.
Burg Schadeck
Es gab Erklärungen zu den passierten Burgen, den Schleusenvorgängen (wir genossen zwei Schleusenfahrten: Neckargemünd und Heidelberg) und sonstigen Sehenswürdigkeiten.
Schleuse Neckargemünd

Noch immer treuer Begleiter

Abtei Neuburg

Heidelberg

Schnell war die Fahrt in Heidelberg vorbei. Eine Runde durch Heidelberg, im Schiebegang, weil soviele Menschen unterwegs waren. Mittagszeit, die Sonne war zu erahnen und scheinbar jeder Platz besetzt. Ich erstand ein süsse Kleinigkeit als Mitbringsel für meine ehemaligen Nachbarn (die über meine Wohnung wachten) und machte mich auf die Suche nach dem Radweg.


Über die alte Brücke zum anderen Ufer, dort auf dem Bürgersteig (!) flussabwärts - so lautet die Beschreibung.

Auf der "alten Brücke"
Flussabwärts

Am Rand der Neckarwiesen
Die Jugendherberge Heidelberg war ebenfalls ausgebucht, hat einen eigenen Eingang zum benachbarten Zoo. Gegenüber ist die Medizinische Fakultät der Uni Heidelberg, ein renommierter Ort.

Fasziniert hat mich der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach: er weckte bei mir Assoziationen an ein Ufo 😁 !

Noch immer war ich hin- und her gerissen. Einerseits sind es nur noch ca. 27km bis Mannheim, ich brauche keine Unterkunft suchen und könnte heute noch in den WWW* fahren - andererseits bedeutet es, dass ich erst spät nach Hause komme. Ich beschliesse, noch keine endgültige Entscheidung zu treffen und erst einmal zu radeln. Sollte sich eine Unterkunft anbieten, nehme ich sie und gehe die Heimfahrt gemächlicher an. Soweit der Plan...

Die Landschaft wird weitläufig, in der Ferne sehe ich eine markante Felswand oberhalb von Dossenheim.

Ich komme an einer Anpflanzung vorbei, in der die Bäume vor Jahren in Reih und Glied gepflanzt wurden.

Der Neckar ist erst seit den 1920ern kanalisiert, entsprechend ruhig fliesst der frühere "wilde Geselle", die Farbe finde ich weiterhin nicht einladend - an keiner Stelle wollte ich meine Füße hinein stecken (wie schon an Rhein, Mosel und Donau geschehen 😀). Was aber vielleicht auch am Wetter liegt, es ist trübe und windig, ab und zu fallen ein paar Regentropfen. Erst spätnachmittags kommt die Sonne und guckt, wie weit ich gekommen bin.

Ladenburg entzückt mich mit seiner gepflegten, aufgearbeiteten Altstadt. Die Rosen duften, der Kaffee und die Zimtschnecke der Bäckerei sind eine Wohltat!









































Weiter führt mein Weg durch ein Naturschutzgebiet, mittlerweile am unteren Neckar.  Alte, dicke Plantanen säumen den Radweg.

 

Ehe ich mich versehe, bin ich in Mannheim angekommen. Mein Fahrrad-Tacho zeigt 367km - ich bin soo stolz auf die Leistung, die ich vollbracht habe! Am gleichen Abend komme ich sehr erschöpft und wohlbehalten zu Hause an.

Es waren wunderbare Tage, die ich erlebt habe! Die meisten Menschen sind mir freundlich begegnet und waren hilfsbereit, so viel durfte ich sehen! Über 500 Bilder sind auf meiner Kamera, für meinen Bericht habe ich eine kleine (!) Auswahl getroffen. Vieles habe ich nicht besichtigt, was ursprünglich auf meiner Agenda stand - so habe ich einen Grund, noch mal wieder zu kommen. Wohin meine nächste Fluss-Tour mich führt? Mal sehen...

Danke für Euer Interesse, ich war überrascht und habe mich sehr darüber gefreut!

*WWW = Wilder WesterWald 😄

Freitag, 14. Juni 2019

Tag 7: von Neckarsulm nach Eberbach a. N.

Tief und fest geschlafen, das Frühstück von Frau Janßen in der Neckar-Koje war ein Traum, mit geschnitzten Radieschen, frischen Gurken, Tomaten, Oliven, verschiedenen Käsesorten, selbstgemachtem Dip und Konfitüren, frisches Obst, Blümchen aus dem Garten - hervorragend!

Ein neuer Tag im neuen Lebensjahrzehnt erwartet mich! Mein Ziel heute ist Eberbach am Neckar.
Das Audi-Forum Neckarsulm
Neckarsulm = NSU, heute AUDI. Genau wie bei anderen Automarken wird hier geprotzt.
Blick auf das Audi-Werk

Hier fliesst die Sulm in den Neckar
Ich begegne einem Radfahrer, der mit seinem Fernglas eine Gruppe Störche beobachtet:
Störche bei der Rast
Er klärt mich auf, dass die Stadt bitteschön (!) Neckar-Sulm heißt, genau wie die anderen "Siedlungen", z. B. Neckarmühlbach, Neckargerach, Neckarwimmersbach, etc., die Städte hätten als Zusatz den Namen des Baches erhalten, der dort in den Neckar mündet. Ich revanchiere mich mit der Ansage im WW-Express "Oberer Bach" - das Dorf heißt "Ober-Erbach" 😃

Burg Guttenberg
Eine Burg folgt der anderen, der für gestern angekündigte Regen kommt heute und ich radele immer weiter, nutze die Unterstützung des Akkus. Trotzdem werde ich nass, finde keine Möglichkeit, mich unterzustellen. Dem Ehepaar begegne ich wieder, sie hatten in Bad Wimpfen übernachtet.
Burg Hornberg

Vorbei an Burg Guttenberg, für eine nähere Besichtigung ist mir das Wetter zu unstet. Ich bleibe auf der linken Neckar-Seite, kann im Vorbeifahren Burg Hornberg sehen. Hier wohnte einst Götz von Berlichingen.

In Haßmersheim komme ich an einem Fahrrad-Geschäft vorbei, ich benötige Luft auf den Reifen und die Kette klappert - mit wenigen sachkundigen Handgriffen hat die junge Frau mir geholfen - auf diesem Wege nochmals meinen herzlichen Dank!

Pause in Obrigheim, ich möchte einmal trocken werden. Im Cafe Nazar bekomme ich Kaffee, Kuchen, Lahmacun - alles lecker! Der nächste Regen 💧 ist angeblich in zwei Stunden zu erwarten - also will ich weiter; meine Strecke führt am Kernkraftwerk vorbei, Bänke laden zum Sitzen und Schauen auf die andere Neckarseite ein, bieten aber keinen Regenschutz, ich werde wieder von einem Schauer erwischt 😲.

Ich bin jetzt im Kreis Neckar-Odenwald angekommen.
Am Abzweig nach Mörtelstein in der Neckarschleife Binau
Der Weg führt durch den Wald. Faszinierend finde ich, wie die Ruine Minneberg sich aus dem Nebel schält:
Ruine Minneberg
Die Sonne kommt aus den Wolken und zaubern ein fast mystisches Bild:
Nebel über dem Odenwald
Schloss Zwingenberg
Radlerbrücke in Zwingenberg
Hinter der Radlerbrücke in Zwingenberg war über die gesamte Strassenbreite eine Pfütze - ich bin mit "Juchu" hinein und hatte Glück. Die Pfütze war unerwartet tief, das Wasser spritzte mir die Beine hoch bis zum Oberschenkel! Also erst einmal angehalten und mein Rad (wieviel Nässe verträgt der Motor und der Akku?) abgetrocknet, bevor ich weiter gefahren bin.

Wieder führt der Weg (ab dem Naturfreunde-Haus) durch den Wald und ich bin beschäftigt, auf dem Schotterweg das Gleichgewicht zu halten. Der Duft von Bärlauch umweht mich immer wieder. Was bin ich froh, als ich an der Schleuse Rockenau angekommen bin!
Durchfahrt Eberbach

Kurze Zeit später komme ich in Eberbach an. Wieder finde ich eine alteingesessene Bäckerei mit leckerem Kuchen. Die freundlichen Dame im Touristik-Büro vermittelt mir ein Zimmer in der Gaststätte "Linde".
Dazu muss ich zwar über den Neckar nach Neckarwimmersbach, dort den Berg hinauf, bekomme dafür aber ein geräumiges Zimmer mit großem Bad, obwohl eigentlich Ruhetag ist!

Heute waren es 58km, dreimal bin ich naß geworden - ich mag nicht mehr!

Mittwoch, 12. Juni 2019

Tag 6: von Ludwigburg nach Neckarsulm

Irgendwann wird mir nach dem Aufwachen bewußt, dass ich den größten Teil meines Weges hinter mir habe.Nicht nur in diesem Urlaub, an diesem Fluss, sondern auch im Leben. Es ist mein Geburtstag - nochmal 60 Jahre werde ich nicht erleben!

Getreu dem Motto "Carpe diem!" frühstücke ich erst mal in der fast leeren Jugendherberge und starte dann bei Sonnenschein zur nächsten Etappe. Ich radele an Weinbergen entlang:
Das erste Zwischenziel heißt Marbach. Vom Neckar kräftig bergauf in die Pedale treten, dort erwarten mich liebevoll restaurierte Häuser:
Marktstrasse in Marbach
Wird kernsaniert
Rosengarten am oberen Torturm

Im oberen Torturm Gedenken an die Opfer des 1. Weltkrieges

Ich bekomme einen Kaffee zum Mitnehmen, fahre auf dem Rückweg an Schillers Geburtshaus vorbei und quere den Neckar, der nicht wirklich einladend aussieht.
Schillers Geburtshaus
Auf der Neckarbrücke
Mein Ziel heißt Heilbronn, vielleicht kann ich mir die Bundesgartenschau ansehen.



Die Hütte gehört Eberhard.
"Hier wachsen und reifen die Trauben,
aus denen unsere Weine gekeltert werden."

Während der ganzen Strecke komme ich an Weinbergen vorbei, die Reben stehen wie bei einer Parade. Zunächst wurde es schwül, ich legte eine Pause ein und treffe ein Paar, dem ich seit Plochingen immer wieder begegnete.
Pausenplätzchen
Es zogen dunkle Wolken auf, Regen ist ankündigt, aber noch war es trocken und meine Tour geht weiter.


Bei Hessigheim fand ich ein Erdbeerfeld und nasche ein paar Erdbeeren. Sonnengewärmt, frisch vom Feld, süss mit ein wenig Säure - genial 😋!


In Besigheim ist die Beschilderung sehr verwirrend. Nachdem ich den Radweg wieder gefunden hatte, traf ich die Radlergruppe, die ich vorgestern in Nürtingen kennen gelernt hatte, beim Kirschen pflücken. Die Bäume standen am Wegesrand, die Kirschen waren gerade reif - auch lecker!

Zur Mittagszeit war ich in Kirchheim angekommen. Dort gibt es einen Dorfladen, der saisonale und regionale Artikel anbietet, ich habe dort etwas zu trinken gekauft und wurde (wie oft) in ein freundliches Gespräch ("Woher? Wohin?) verwickelt - ich finde solche Geschäfte wohltuend und bereichernd!

In dem Eiscafé ein paar Meter weiter konnte ich dann meinen Ritualen frönen:
Gem-Eis: Dunkle Schokolade, Vanille, Stracciatella, Sahne
Bis Heilbronn sind es ca. 20km, ich komme an Neckarwestheim vorbei, in dem Flussbogen sah ich einen Hubschrauber, der die Weinberge dort absprühte. Ich nehme an, dass es sich bei dem Sprühmittel nicht um Eau de Cologne handelte 😨
Kernkraftwerk Neckarwestheim
 


Der Neckar ist weiterhin sehr lehmig-trüb, bislang habe ich keine Stelle gefunden, die dazu verlocken würde, die Füße in den Neckar zu halten.
Kartoffel-Ernte
Laufen a. Neckar

Bastelhaus









Der Radweg führt an einem Zementwerk vorbei und wurde erst kürzlich frisch asphaltiert - der Weg ist eben, die nächsten Kilometer vergehen wie im Flug!



Ehe ich mich versehe, war ich in Heilbronn. Die Jugendherberge wurde zur Bundesgartenschau auf deren Gelände frisch saniert und nimmt derzeit nur Gruppen. Meine Zimmeranfragen waren nicht erfolgreich, zumindest nicht in meiner Preisklasse; scheinbar werden BuGa-Zuschläge genommen... Irgendwie habe ich keine Lust zu verweilen, der Weg führt rechts am kanalisierten Neckar entlang, auf der linken Seite Industrie und die üblichen Vorort-Ansiedlungen, es ist nicht einladend.

Der Strom kommt aus der Steckdose?!
Erst einmal aus einem Kraftwerk!
In Neckarsulm bekomme ich ein Zimmer in der Pension Neckar-Koje - so schön! Der Empfang ist herzlich, das Zimmer ist groß, das Badezimmer ein Traum mit einer geräumigen Duschkabine, das Ambiente liebevoll und sehr gepflegt, die Eigentümerin kann Restaurant-Empfehlungen aussprechen - volle Punktzahl auf der nach oben offenen Skala!
Mein Zimmer
Blick aus dem Fenster










Nach dem Duschen bin ich durch Neckarsulm gegangen, sicherlich gibt es - wie auch in den anderen Städten - soviel mehr zu entdecken! Ich habe einfach nur Hunger und bekomme (wie ich es mir an meinem Geburtstag gewünscht habe 😊) eine große Portion Spargel mit Kartoffeln und zerlassener Butter - ein Genuss!

Heute bin ich 68km geradelt, meine Sitzbeinknochen meckern, ich bin müde und schlafe bald ein. Es war ein erlebnisreicher Tag!