Freitag, 21. Juni 2019

Tag 8: von Eberbach nach Mannheim

Der letzte Teil meiner Reise am Neckar-Radweg. Es ist bedeckt, der Wetterbericht behauptet, es würde vereinzelt regnen. Nach einem ausführlichem Frühstück (inclusiv frischer Erdbeeren!) im Gasthof Linde, verbunden mit einer freundlichen Unterhaltung mit der Wirtin, startete ich zum letzten Teil meiner Reise.

Jeder, der mich in den letzten Tagen ansprach, sagte, spätestens ab Neckargemünd sei es vorbei mit dem schönen Radweg am Neckarufer. Bis Heidelberg würde er an der Strasse entlang führen, egal auf welcher Neckarseite.

Es wurden mir auch die Alternativen ans Herz gelegt: entweder mit der S-Bahn bzw. dem Regio (preiswert) oder mit dem Schiff (teuer) bis Heidelberg.

Blick auf Eberbach
Erst mal bergab, bis Heidelberg sollen es 33km sein. Der Weg ist teilweise wieder sehr gut ausgebaut.
Ab Pleutersbach kam ich an vielen verlassenen Steinbrüchen vorbei, auf Schautafeln wurde der Abbau von Sandstein erklärt, wie sich die einzelnen Steinarten unterscheiden, zu welchen Zwecken sie abgebaut wurden, wer die Besitzer waren, etc. - jede Menge Informationen!
Die Natur erobert alte Steinbrüche zurück
Vor Ersheim führt der Weg über einen nicht asphaltierten Weg, Pfützen auf dem Weg verraten mir, dass es hier schon geregnet hat. Meine Motivation verlässt mich für kurze Momente und ich bin froh, als ich kurz vor Ersheim auf einen besseren Weg treffe.
Altarraum der Ersheimer Kapelle
In Ersheim schaue ich mir kurz die Kapelle an, kurze Zeit später erreiche ich  Hirschhorn. Es sieht malerisch aus, wie sich die Häuser auf der anderen Uferseite drängeln:


Sicherlich komme ich irgendwann noch einmal zu Besuch, jetzt aber will ich die Strecke bis Heidelberg (am liebsten trocken) bewältigen. Die Wolken behaupten, sie könnten jederzeit Wasser verlieren - das muss nicht unbedingt wieder mich treffen 😒.

Bis Neckarsteinach sollen es 10km sein. Ohne Pause radele ich weiter. Wieder hört der Asphalt auf, es folgt eine Strecke unmittelbar am Neckar entlang - er fliesst gemächlich und trübe, nur durch ein wenig "Beikraut" getrennt, folge ich seinem Weg. Gut, dass kein Hochwasser ist!

Hinter Neckarhäuserhof benutze ich für ein kurzes Stück die Strasse und überlege, ob der Name des Ortes "Mückenloch" Programm ist.
wenig befahren





Als der Weg wieder unbefestigt ist, erlebe ich zum letzten Mal auf dieser Reise den Duft von Bärlauch, hier sind die Blätter schon gelb und er zieht sich für dieses Jahr ein. 
Familie Nilgans mit Nachwuchs fühlt sich wohl


Schleuse Neckarsteinach
Auf der Schleuse treffe ich zwei Frauen, die nach Heilbronn radelten. Wir tauschen kurz unsere Erfahrungen aus, sie bestätigten die Qualität des Weges vor Heidelberg und weckten den Wunsch in mir, das Verkehrsmittel zu ändern 😏.

Kleinstadtgassen
Neckarsteinach erreiche ich am späten Vormittag mit dem dringenden Wunsch nach einer Pause und Kaffee! Auf meiner Suche fand ich zunächst ein paar malerische Ecken:
Neckarsteinach








Die Steinach









"Zum Amptmann"



















Ich fand ein Cafe und erfuhr, dass das Schiff nach Heidelberg gleich ablegen würde. Der Kaffee erfuhr keine besondere Würdigung, so schnell hatte ich ihn getrunken! Das Ticket für die Weiße Flotte war  nicht billig, mit dem Fahrrad kostete es 15€! Die Crewmitglieder halfen mir beim Transfer auf das Schiff und ich nahm Platz, die Aussicht aus anderer Perspektive geniessend.
Burg Schadeck
Es gab Erklärungen zu den passierten Burgen, den Schleusenvorgängen (wir genossen zwei Schleusenfahrten: Neckargemünd und Heidelberg) und sonstigen Sehenswürdigkeiten.
Schleuse Neckargemünd

Noch immer treuer Begleiter

Abtei Neuburg

Heidelberg

Schnell war die Fahrt in Heidelberg vorbei. Eine Runde durch Heidelberg, im Schiebegang, weil soviele Menschen unterwegs waren. Mittagszeit, die Sonne war zu erahnen und scheinbar jeder Platz besetzt. Ich erstand ein süsse Kleinigkeit als Mitbringsel für meine ehemaligen Nachbarn (die über meine Wohnung wachten) und machte mich auf die Suche nach dem Radweg.


Über die alte Brücke zum anderen Ufer, dort auf dem Bürgersteig (!) flussabwärts - so lautet die Beschreibung.

Auf der "alten Brücke"
Flussabwärts

Am Rand der Neckarwiesen
Die Jugendherberge Heidelberg war ebenfalls ausgebucht, hat einen eigenen Eingang zum benachbarten Zoo. Gegenüber ist die Medizinische Fakultät der Uni Heidelberg, ein renommierter Ort.

Fasziniert hat mich der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach: er weckte bei mir Assoziationen an ein Ufo 😁 !

Noch immer war ich hin- und her gerissen. Einerseits sind es nur noch ca. 27km bis Mannheim, ich brauche keine Unterkunft suchen und könnte heute noch in den WWW* fahren - andererseits bedeutet es, dass ich erst spät nach Hause komme. Ich beschliesse, noch keine endgültige Entscheidung zu treffen und erst einmal zu radeln. Sollte sich eine Unterkunft anbieten, nehme ich sie und gehe die Heimfahrt gemächlicher an. Soweit der Plan...

Die Landschaft wird weitläufig, in der Ferne sehe ich eine markante Felswand oberhalb von Dossenheim.

Ich komme an einer Anpflanzung vorbei, in der die Bäume vor Jahren in Reih und Glied gepflanzt wurden.

Der Neckar ist erst seit den 1920ern kanalisiert, entsprechend ruhig fliesst der frühere "wilde Geselle", die Farbe finde ich weiterhin nicht einladend - an keiner Stelle wollte ich meine Füße hinein stecken (wie schon an Rhein, Mosel und Donau geschehen 😀). Was aber vielleicht auch am Wetter liegt, es ist trübe und windig, ab und zu fallen ein paar Regentropfen. Erst spätnachmittags kommt die Sonne und guckt, wie weit ich gekommen bin.

Ladenburg entzückt mich mit seiner gepflegten, aufgearbeiteten Altstadt. Die Rosen duften, der Kaffee und die Zimtschnecke der Bäckerei sind eine Wohltat!









































Weiter führt mein Weg durch ein Naturschutzgebiet, mittlerweile am unteren Neckar.  Alte, dicke Plantanen säumen den Radweg.

 

Ehe ich mich versehe, bin ich in Mannheim angekommen. Mein Fahrrad-Tacho zeigt 367km - ich bin soo stolz auf die Leistung, die ich vollbracht habe! Am gleichen Abend komme ich sehr erschöpft und wohlbehalten zu Hause an.

Es waren wunderbare Tage, die ich erlebt habe! Die meisten Menschen sind mir freundlich begegnet und waren hilfsbereit, so viel durfte ich sehen! Über 500 Bilder sind auf meiner Kamera, für meinen Bericht habe ich eine kleine (!) Auswahl getroffen. Vieles habe ich nicht besichtigt, was ursprünglich auf meiner Agenda stand - so habe ich einen Grund, noch mal wieder zu kommen. Wohin meine nächste Fluss-Tour mich führt? Mal sehen...

Danke für Euer Interesse, ich war überrascht und habe mich sehr darüber gefreut!

*WWW = Wilder WesterWald 😄

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