Donnerstag, 11. Juni 2020

Entlang der Erft - von Weilerswist bis Neuss

Die ersten Lockerungen nach dem "Lockdown", "flatten the curve" und "stay at home" sind im Mai gekommen. Unter Einhalten von Hygieneregeln durften z. B. Restaurants und Cafes wieder den Außenbereich öffnen. Zu diesen Regeln gehört noch immer, dass ein Mindestabstand zwischen den Tischen/Gästen hergestellt wird und das Tragen des Mundschutzes.

Es wurden - und werden - weitere Bedingungen ausgesprochen, unter denen eine Geschäftsöffnung stattfinden kann. Aber egal - für mich bedeutet die neue Freiheit, dass ich mehr und weiter raus kann.

Als Test will ich die Erft weiter bereisen. Mit dem Zug fahre ich bis nach Weilerswist, auch das Umsteigen in Köln funktioniert. Das Tragen eines Mundschutzes ist Voraussetzung für die Zugfahrt.
Selbstverständlich habe ich den Mundschutz selber gemacht...
Der Weg ist wirklich gut zu radeln. Zwischendurch sehe ich tolle Blumenwiesen und halte für die Fotos an - natürlich werde ich dadurch langsamer. Es gibt soviel zu entdecken!
Mohn- und Kornblumen am Feldrand
Eine Wildblumenwiese bei Brüggen...
unterbricht die Monokulturen.
Ein Graureiher lässt sich nicht stören
Die Erft wurde vor Jahrzehnten kanalisiert, bei Wikipedia ist ein recht interessanter Eintrag dazu. Gerade im Bereich des früheren Tagesbaus ist das deutlich sichtbar:
Bisher bin ich erst ca. 13km geradelt, es ist kurz nach 11 Uhr, also geht die Fahrt von Knotenpunkt zu Knotenpunkt weiter. Der Erftradweg macht mehr Windungen, als die Erft selber.
Kurz überlege ich, ob ich meinen hoffnungsvollen Nachwuchs heimsuchen und um einen Kaffee erleichtern soll. Angesichts der Strecke, die noch vor mir liegt, nehme ich davon Abstand.

Zeitweise führt der Weg durch den Kerpener Bruch und andere bewaldete Gebiete.
einfach geradeaus
In Quadrath-Ichendorf radele ich auch an den Häusern vorbei, in denen meine Mutter vor ca. 50 Jahren eine Wohnung kaufen wollte. Gut, dass sie sich dagegen entschieden hat!
Aachener Tor in Bergheim
Vor Schloss Pfaffendorf wird die Strecke abenteuerlich: eine schmale Brücke führt über ein Gewässer, was scheinbar oranges-schmutziges Wasser in die Erft schickt.
Sauber ist anders!
Der Radweg führt nun am Schloss Pfaffendorf mit seinem großen Park vorbei.
Bedburg würde sich für eine Pause anbieten, leider sehe ich keinen freien Sitzplatz in den Cafes.
Bedburg Marktplatz
St. Lambertus, Bedburg
Nachdem ich in Bedburg den Erftradweg gesucht und gefunden hatte, ging die Tour weiter. Grevenbroich war das nächste Ziel, laut Hinweisschild nur 13km entfernt.

13km können sich ziehen. Vorbei an Renaturierungsmaßnahmen...
...komme ich nach Frimmersdorf. Dort versteckt sich das RWE-Weiterbildungszentrum hinter einem martialistisch anmutendem Gemäuer:
Das Kraftwerk Frimmersdorf "wirbt" mit einem "Energiepfad":

Der Bewuchs verhindert die Sicht auf Garzweiler, Kaster, den Braunkohletagebau und den Hambacher Forst.

Grevenbroich - bis hierher habe ich es immerhin geschafft! Jetzt will ich einen Kaffee. Und gerne auch ein Eis. NOCH EINMAL: ICH WILL KAFFEE!!! Bis ich ein nettes Pausenplätzchen finde, radele ich am Erftflutkanal entlang.
Die Gegend kommt mir sehr bekannt vor und ich erinnere mich: in Grevenbroich fand 1995 die Landesgartenschau statt. Mit meinem Nachwuchs und meiner Mutter besuchte ich die LaGa. Es gab einen Verkehrsübungsplatz für die Kinder und mein Filius (fünf Jahre alt) schnappte sich ein Rädchen und radelte über den Platz. Vorfahrt achten, Stop-Zeichen - es läuft gut unter Aufsicht eines Polizisten. Auf einmal ein Pfiff: "Hey, Du kannst doch nicht bei Rot über die Ampel fahren!😱" - Mein Sohn: "Bei uns gibt es keine Ampeln😲." Er hatte recht. Es gibt bis heute keine Ampel in dem Dorf, in dem er aufwuchs.

Ich folge dem Weg über die Mühleninsel und entdecke zwei bekannte Köpfe:
Adenauer, Brandenburger Tor u. Brandt
Leider finde ich keinen Hinweis, warum dieses Denkmal entstand. Entdecke diese Dame an der Fußgängerzone:
Einkaufen nur mit Mundschutz!
Kurz darauf bin ich wieder friedlich, weil ich mich über den Anblick freue:
Es gibt Rituale, denen frau Folge leisten soll...😀

Das Hinweisschild zeigt, dass es bis Neuss "nur" 17km sein sollen. Das Hüftgold will wieder abtrainiert werden, also radele ich weiter. Irgendwo hinter dem Knotenpunkt 14 verfahre ich mich, es wird unangenehm.
L201
Die Sonne verzieht sich so langsam, die Bewölkung nimmt zu und die Landstrasse kein Ende! Vorbei an der Museumsinsel Hombroich, die jetzt geschlossen ist. Zufällig finde ich den Weg an die Erft wieder. Und folge ihm stoisch.
Eppinghovener Mühle
Auf dem Fußballplatz trainiert ein älterer Herr ganz alleine - Symbol für den Fußball, der ist ein altes Spiel und liegt derzeit am Boden.

Endlich - die Mündung der Erft in den Rhein!

Erftmündung
Nein, keinen Blick auf die Stadt an der Düssel 😜. Der Radweg zum Bahnhof ist zunächst gut ausgeschildert und führt am Yachthafen Neuss vorbei durch den Rheinpark. Passanten raten mir, durch den Kehlturm und die Fußgängerzone zu fahren, immer geradeaus bis zum Bahnhof.
Kehlturm
Turm der Marienkirche
Kurz bevor der Zug nach Köln einfährt, läuten die Glocken der Kirche - Feierabend für heute! In Köln erreichte ich gerade noch die RE9 😷, zu Hause hatte ich 87,4km😄 auf dem Tacho. Ich bin soo stolz auf mich! Meine Sitzbeinknochen meckern auch mal wieder - das ist in diesem Jahr bislang die längste Tour!

Fazit:
Der Erftradweg ist gut zu fahren, gute Ausschilderung! Zwischendurch waren für meinen Begriff viele Menschen unterwegs, es war richtig voll! Aber es gab auch weite Strecken, da war frau alleine unterwegs.




1 Kommentar:

  1. Interessante Tour und toll dokumentiert! Danke für's Mitnehmen! Virtuell - auf dem Sofa war's natürlich nicht so anstrengend! ;-)

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