Montag, 5. Oktober 2020

Eine Radtour am Main, 4. Tag: von Würzburg nach Steinfeld

Frühstück in der Jugendherberge Würzburg: eine Angestellte achtet auf Hygiene und weist neue Gäste in die Regeln ein: Maske auf, Händedesinfektion, Einmal-Handschuhe anziehen - dann erst darf frau sich vom umfangreichen Buffet bedienen. Alles ist beschildert, es gibt für jeden Geschmack etwas - ob es unterschiedliche Wurst- und Käsesorten sind, Obstsalat, Frischobst, unterschiedliche Müslis, Joghurt, Brot, Brötchen - wer die Wahl hat, hat die Qual! Selbstverständlich darf frau sich nachholen, wenn sie die Regeln beachtet 🍯😃

Nach dem ausgiebigen Frühstück packe ich meine Sachen auf das Rad und mache mich auf den Weg den Main entlang. Ziel ist Gemünden a. Main. Ich bin gespannt, in welcher Form ich heute Erfolg bei der Zimmersuche habe.

Der Mainradweg ist wieder gut ausgeschildert - es  geht immer am Fluss entlang.
Vorbei an Weinbergen, immer wieder halte ich an, weil ich unbedingt ein Foto machen will...
Der Fluss bleibt  ein ruhiger Geselle, es spiegelt sich das Ufer im Wasser, an Streuobstwiesen radele ich vorbei...
Hier wird darauf hingewiesen, dass Selbstbedienung Diebstahl ist!
Die Felsen auf der gegenüberliegenden Mainseite erinnern mich an meine Tour durch das Altmühltal. Dort gibt es eine Felsformation, die "Zwölf-Apostel-Felsen" in der Nähe von Sonthofen.
Erinnert mich an das Altmühltal 
Es ist Sonntag morgen, langsam dürstet mich und ich hätte gerne einen Kaffee (!). Vielleicht in Himmelstadt? Ein entgegenkommender Radfahrer meint, in Himmelstadt auf der anderen Mainseite sei ein Bäcker, der geöffnet hätte. Nix wie hin!
Schleuse Himmelstadt
Leider ist es ein paar Minuten nach Elf als ich dort ankomme - auch hier wird auf pünktliche Schliessung geachtet! Keinen Kaffee. Aber an dem Häuschen lese ich, dass hier in Himmelstadt eine historische Poststelle existiert, ein "Weihnachtspostamt", die Post wird an das Christkind adressiert. Hoffentlich auch wieder 2020!
"An das Christkind, 97267 Himmelstadt"
Unter einem Apfelbaum finde ich am Mainufer eine Bank und mache Pause. Irgendwie fühle ich mich schlapp. Egal - ich radele weiter.

Treue Reisebegleiter

Gegen Mittag kam ich in Laudenbach an. Dort hatte ein Biergarten ("am Schloss") mittlerweile geöffnet und ich wollte etwas anderes trinken, als das Wasser aus meiner Trinkblase. Ich fand einen Platz und kaum, dass ich saß, wurde ich gefragt, ob der Platz gegenüber noch frei sei. Ja, sicher, der Corona-Abstand kann gewart werden - ein älterer Herr nimmt Platz. Ich werde nach dem Woher und Wohin gefragt - ach ja, den Westerwald kennt er auch, da war er beruflich als LKW-Fahrer unterwegs. Mittlerweile sei er in Rente, erzählt er. Und dass seine Lebensgefährtin vor einiger Zeit verstorben sei. Und dass das Leben ein wenig fad seitdem wäre. Und deshalb hätte er eine Bustour nach Rügen gebucht - ob ich nicht Lust hätte, mit zu kommen? Ach nein danke, ich will erst einmal diese Reise unternehmen und muss anschliessend wieder arbeiten... Ich könne mir das Angebot ja noch überlegen... Wir plaudern noch ein wenig, bevor ich mich verabschiede und weiter radele.

Es gibt doch immer wieder tolle Begegnungen auf meinen Reisen!😀

In Karlstadt schiebe ich mein Reisegefährt durch die Fußgängerzone, 28 km bin ich bis hierher geradelt. In der ehemaligen Fürstbischöflichen Amtskellerei weist eine Tafel auf die lange und wechselvolle Geschichte seit dem 12. Jh. hin - heute ist dort die Polizei untergebracht.

Es ist voll in Karlstadt, durch den Virus können nicht alle Plätze in den Restaurants besetzt werden - nix ist mit Pause! Mit Staunen sehe ich liebevoll restauriertes Fachwerk auf meinem Weg.

Oft komme ich an Weinhängen vorbei. Probieren kann ich keine Trauben, teilweise trennt mich nicht nur die Bundesstrasse, sondern auch die Bahngleise von den Früchten.


Ein "natürliches" Tor
Kurz vor Gemünden komme ich an die Mündung der Wern in den Main und erfahre, dass diese in der Gemeinde Poppenhausen entspringt. Manche Ortsnamen sind bemerkenswert!

Die Wern

Vor Gemünden finde ich noch eine Bank mit der Gelegenheit, meine Füsse in den Main zu stecken. Eine Wohltat, weil es wieder heiß ist und ich ein wenig transpiriere (ugs: klatschnaß geschwitzt 😅). Meine Zimmersuche ist auch in Gemünden nicht von Erfolg gekrönt - also radele ich weiter.

Die fränkische Saale

Ich überquere die fränkische Saale, an deren Ufer ich in Bad Kissingen schon gewandert bin. Allerdings habe ich sie etwas lebhafter in Erinnerung...

Endlich habe ich bei meinen Telefonaten Erfolg! In Steinbach gibt es im Gasthof Adler ein Zimmer für mich! Ich bin froh, als ich dort ankomme - über 62 km bin ich geradelt! Dem Gasthof angeschlossen ist ein Biergarten, ein Restaurant und eine Metzgerei. Nach der obligatorischen Dusche unternehme ich einen Spaziergang durch den Ort. Es gibt eine wunderschöne Pfarrkirche St. Joseph mit barocker Pracht. Das Schloss kann ich nur durch ein paar Gitterstäbe erspähen, dabei ist der Bau sicherlich sehr interessant, er wurde nach den Plänen Balthasar Neumann erbaut.

Gasthof Adler

Portal St. Joseph
Der Altarraum

Trotz Covid-19-Abstand kann ich mit einer Dame an einem großen Tisch im Biergarten sitzen und das Essen einnehmen. Ich wähle die Leberknödelsuppe von der Tageskarte und werde nicht enttäuscht! Meine Tischnachbarin ist ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs, sie radelt von Aschaffenburg an den Main aufwärts, ihr Ziel ist Bamberg - was zu einem regen Erfahrungsaustausch führt!

Es ist hochsommerlich, 30°C, leider habe ich mich erkältet, meine Nase tropft plötzlich wie ein Krähnchen. Test: kein Fieber, ich kann riechen und schmecken - kein Corona, sondern eine hundsgemeine Erkältung. Ab ins Bett und morgen weiter sehen!


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