Sonntag, 8. Januar 2023

Moselradweg 2022, 3. Tag (von Klüsserath nach Graach)

Wir erwachen mit Nebel, der die Sicht auf die Weinberge versperrt. Ein ausgiebiges Frühstück erleichtert den Start in den Tag und bevor wir fahren erhalten wir noch eine Führung durch den Weinkeller unserer Gastgeber. Noch etwas träge (ich) starten wir und hoffen, dass der Nebel sich lichten wird.

Der Weg führt durch Rebenanbaugebiet, die meisten Trauben sind geerntet. Wir befinden uns gegenüber dem Ort Klüsserath, durch den Nebel ist dieser nicht zu erkennen.

Gleich -
Sekunden nachdem ich Foto "im Kasten" hatte, verliert das Rad meiner Freundin Luft! Sonntag morgen, gefühlt fern ab der Zivilisation, ist der Hinterreifen platt! Als Ursache finden wir ein Stück Gärtnerdraht, der sich in den Reifen gebohrt hat.

Kein Problem, denke ich. Schließlich habe ich Werkzeug dabei und ein Spray, was die sekundenschnelle Reparatur von Pannen verspricht! Allein - das Spray lässt sich nicht sprühen! 😟Ach, was soll's. Ich habe einen Ersatzschlauch dabei und löse das Hinterrad aus seiner Halterung, entferne den Mantel - und stelle fest, dass das Ventil des Ersatzschlauches nicht durch die dafür vorgesehene Öffnung passt😖😦Flickzeug selber habe ich nicht dabei... Die wenigen Radfahrer, die bislang erschienen, waren teilweise grußlos an uns vorbei geradelt bzw. sahen sich außerstande uns weiter helfen zu können.

Endlich - eine Familie mit zwei kleinen Kindern auf Sonntagsausflug nähert sich und wir sprechen sie an. Tatsächlich, der Mann hat nicht nur Ahnung, er besitzt auch Flickzeug! Mit vereinten Kräften spüren wir das Loch in dem uralten Schlauch auf, es wird angeschmirgelt und mit einem Flicken sauber verschlossen. Dann heben wir den Mantel zurück auf den Schlauch und pumpen vorsichtig auf - es hält!

Wir erfahren, dass in Bernkastel-Kues heute verkaufsoffener Sonntag ist und vielleicht hält die Reparatur bis dahin! Stoßgebete begleiten den weiteren Weg...

Ich habe den Eindruck, dass der Reifen noch Luft verträgt und immer wieder halten wir an, um ein wenig Luft in den Reifen zu pumpen.

Kurzfristig bin ich sauer und äußere das auch. Weil das Bio-Bike nicht nur hoch bepackt ist, sondern eigentlich nicht verkehrstüchtig ist. Der Mantel hinten ist blank, die Bremsen grenzwertig - dieses Rad hat seit seinem Kauf vor einigen Jahrzehnten keine Werkstatt mehr von innen gesehen. Meine Freundin sagt, dass die Werkstatt in ihrem Ort ihr einen Inspektionstermin im November angeboten hat... Die Situation ist so, wie sie ist und wir werden das Beste daraus machen!
Neumagen-Dhron
In Neumagen-Dhron öffnet gerade eine Lokalität ihre Pforten, das Rad hat nicht weiter Luft verloren und wir machen Pause im Sonnenschein bei einem Kaffee und leckerem Kuchen, bevor wir unseren Weg fortsetzen.

Piesport
Immer wieder gibt es Ausblicke, die mich zur Kamera greifen lassen! Auch, wenn ich gefühlt den 20. Weinberg im Fokus habe - jeder ist doch ein wenig anders!
Teilweise führt der Weg auf gut ausgebauten Wegen entlang der Bundesstrasse. Es ist Sonntag, es gibt keine LKW, die wie sonst hier entlang brausen. Statt dessen lärmen Motorräder...
Das Tafelsilber des DRK Sozialwerkes existiert immernoch! Gerne würde ich von dem Wein kosten😉
Unser nächstes Ziel rückt näher!
Burgruine Landshut

Tatsächlich, wir erreichen Bernkastel-Kues und das Fahrradgeschäft hat nicht nur geöffnet, man verkauft uns einen passenden Schlauch für das Fahrrad und konstatiert, das Rad sei überladen... Der Flicken hält!

Nach einer Pause beschliessen wir, dass wir in Wehlen übernachten wollen. Meine Freundin hat auch dort Verwandtschaft und sie möchte gerne vorbei fahren. Gesagt, getan. Angekommen, erfahren wir vom aufmerksamen Nachbarn, dass der Großcousin vor ein paar Wochen verstorben ist. Wären wir nicht dorthin geradelt, hätte meine Freundin es nicht erfahren...

In Wehlen bekommen wir einfach kein Bett. Aber wir begegnen einem Pärchen, das uns eine Unterkunft in Graach empfiehlt. Sie rufen sogar im Hotel an und fragen nach - ja, es gibt noch eine Unterkunft für uns! Also überqueren wir wieder die Mosel und radeln nach Graach zurück. 

Dort nehmen wir im Hotel "Zum Josefshof" Quartier. Die Dusche ist winzig, die Einrichtung wirkt ein wenig altbacken, aber das Zimmer ist sauber, die Matratzen sind gut, das Essen schmeckt, der Wein mundet, die Räder sind sicher verschlossen - nach 48km haben wir den ereignisreichen Tag gut geschafft!

Wehlen


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