Mittwoch, 11. Januar 2023

Moselradweg 2022, 4. Tag (von Graach nach Bullay)

Der vierte Tag unserer Radtour an der Mosel bricht an, wieder ist es nebelig. Das Frühstück im Hotel beinhaltet alles, was ein ausführliches Frühstück ausmacht. Für jeden Geschmack ist etwas dabei! Wir kommen mit dem Hotelier ins Gespräch, auch er ist von der Pandemie gebeutelt, schaut grundsätzlich zuversichtlich in die Zukunft.

Das Fahrrad meiner Freundin ist nicht platt, der Flicken hält😃Also packen wir unsere Sachen zusammen und starten in den Nebel.


Wehlen auf der anderen Moselseite
Die Häuser auf der anderen Moselseite sind nur schemenhaft zu erkennen. Die Feuchtigkeit kriecht in die Kleidung, aber die Sonne kämpft sich durch!
Wir passieren Erntehelfer, die die letzten Weintrauben ernten. Sie sind schon seit Stunden in den Weinbergen beschäftigt, ihre Sprache ist fremd. Ins Gespräch kommen wir nicht, wir kommen keinem zu nahe...
Blick auf die B50
Spannend finde ich den Blick von unten die Streben hinauf, geradezu gespenstisch erheben sich die Pfeiler gen Himmel, die Strasse ist nur schemenhaft zu erahnen!
Wir folgen der Mosel, die sich seit Jahrtausenden ruhig durch die Landschaft schlängelt. Frachtschiffe begegnen uns, wir begleiten sie ein Stück des Weges, bis dieser sich wieder von der Mosel entfernt.
Herbstlaub
Noch ist das Laub in den Weinbergen grün, teilweise trägt es schon die kleidsamen Herbstfarben.

In Traben-Trarbach benötige ich unbedingt Ansichtskarten, die ich an zwei meiner Arbeitskolleginnen senden will. In den vergangenen Jahren vor der Pandemie besuchten wir während der Adventszeit den dort statt findenden Wein-Nachts-Markt, es war jedesmal ein tolles Ereignis! 

Wir radeln also todesmutig über die Brücke, ein LKW verfolgt uns im Schritttempo. Die Brücke ist hier nicht besonders breit und erfordert gegenseitige Rücksichtnahme...

Ich finde ein Geschäft, das Ansichtskarten anbietet. Während ich die Karten bezahle, werde ich gefragt, ob ich Feigen möge? Ja, ich finde sie lecker! Daraufhin erhalte ich in einer Papiertüte ein Dutzend Feigen geschenkt! Die Inhaber des Geschäftes besitzen einen Feigenbaum, der momentan reichlich Früchte trägt. Sie hätten schon jede Menge Feigen verarbeitet und würden jetzt täglich einige Früchte mit in das Geschäft nehmen, um sie dort zu verschenken. Welch eine Freude!

Dann finden wir noch ein Cafè mit einer Terasse, auf der wir in der Sonne sitzend Rast machen und ich die Karten schreibe. Ein Genuß! Es geht uns einfach gut.

Die Räder sind im Blick
Wir beschliessen, auf der Sonnenseite der Mosel weiter radeln zu wollen, auch wenn die Strecke mehr entlang der Strassen führt.

Noch ein Blick auf Traben-Trarbach mit der Ruine Grevenburg
Wie das bei Mädchen ist - ich benötige einen Strauch, hinter dem ich mich für ein kleines Bedürfnis verstecken kann. Bei so einer Gelegenheit entdecke ich ein entzückendes Pausenplätzchen direkt an der Mosel, versteckt zwischen Bäumen, über einen Bach zu erreichen.
Pausenplätzchen an der Mosel
beeindruckendes Wurzelwerk
Um im Fluss baden zu gehen, ist es mir zu kalt! Außerdem kommt ein Schwan angeschwommen, der schon von weitem anzeigt, dass ich hier in seinem Revier bin. O.k., ich gehe ja schon!
Die Bäume spiegeln sich im Fluss

Patenreben

Wir kommen an Weinreben vorbei, die aus verschiedenen Gründen gepflanzt wurden: zu Ehren der Weinkönigin, der Hochzeitspaare, Schützenkönige, Karnevalsprinzen und -Prinzessinnen, etc. Kleine Schiefertafeln geben Auskunft über den Anlaß.

Paten-Apfelbäume

Bei Pünderich finden wir wieder ein Pausenplätzchen, was uns gefällt. Hier wurden verschiedene Sorten von Apfelbäumen gepflanzt, an jedem hängt ein Schild mit der Information, welche Apfelsorte hier wächst und wer die Patenschaft des Baumes trägt.

Fachwerkhäuser in Pünderich
Immer wieder kommen wir auf unserer Tour an Fachwerk- und Bastelhäusern vorbei, die Zeit scheint still zu stehen, der Verfall ist deutlich sichtbar und hat einen ganz eigenen Charme. Wir erkennen in den Weinhängen die berühmten Lagen, die "Pündericher Marienburg" oder das "Briedeler Herzchen". Wir sind in den vergangenen Tagen auch schon am "Kröver Nacktarsch", dem "Bernkasteler Doktor", der "Klüsserather Bruderschaft", der "Wehlener Sonnenuhr" und anderen Ersten Lagen vorbei geradelt (Quelle).
So langsam zieht sich der Weg in die Länge... In Zell a. d. Mosel wählen wir ein Weinlokal für eine Pause aus. Die berühmte "Zeller schwarze Katze" will probiert werden. Meine Freundin mag eigentlich keinen Riesling. Die Inhaberin der Lokalität empfiehlt als frühere Weinkönigin einen trockenen Riesling - absolut lecker! Wir beschliessen, dass das nächste Bett unseres sein wird und radeln leicht beschwingt weiter...
Zell an der Mosel
Am Ortseingang von Bullay steht eine Karte des Ortes, an deren Rand verschiedene Unterkünfte werben. Während wir dort stehen und die Karte studieren, kommen wir mit einer Dame ins Gespräch. Auf unsere Frage nach einer Unterkunft für die Nacht empfiehlt sie, in den Ort zu radeln, dort sei ein Gastgeber neben dem nächsten.
 
Im Hotel Mosella werden wir fündig. Das Zimmer ist groß, hell und modern, unsere Räder können sicher untergebracht werden. Das Abendessen ist im Preis inbegriffen und wird in Buffet-Form angeboten. Vielleicht wären wir in einer Pizzeria glücklicher geworden, aber wir werden satt und nach gut 47km fallen wir erschöpft in das Boxspringbett.

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