Samstag, 1. Juni 2019

Tag 2: von Villingen nach Oberndorf a. N.





Donnerstag, 23. Mai 2019. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Brötchen und Brezeln (!), Begleichen der Rechnung und Bepacken des Fahrrades verlasse ich das Hotel "Bären".


Meine "alte" Nachbarin, der ich den Haus- und Briefkastenschlüssel anvertraute, konnte mir die PIN von dem Smartphone durchgeben - Technik kann das Leben erleichtern, wenn sie funktioniert 😀!

Die Sonne scheint, schnell wird es warm. Zumal mein Weg mich zwar bergauf, aber ab dem Landratsamt in die falsche Richtung führt. Mit Hilfe meines Bikeline-Buches und der Befragung von Passanten finde ich zu der Strecke, die ich fahren will.

Oben angekommen, finde ich die Europäische Wasserscheide beschildert. Die Brigach in Villingen fliesst zur Donau, der Neckar in den Rhein. 


Ab hier ist der Weg zu großen Teilen sehr gut ausgeschildert! Es geht bergab nach Schwenningen und zu dem Naturschutzgebiet "Schwenninger Moos". Hier entspringen im Moor viele Bächlein, die sich zu einem Bach sammeln können.
Die Quelle wurde irgendwann im Rahmen einer Gartenschau neu gefasst, das ganze Gelände ist ausflugstauglich für die ganze Familie gestaltet.
Die Neckarquelle


Auch Schwenningen und die Rückseite des Bahnhofsgeländes wurden aufgehübscht, das Ergebnis ist wirklich ansehnlich!

Am Ende von Schwenningen erwartet mich ein besonderes Erlebnis: vom Luftfahrtmuseum startet eine Maschine - ich fühle mich an: "Flieger, grüß mir die Sonne!" erinnert!


Bis Rottweil sind es ca. 19km. Auf dem Weg dahin bieten sich weite Ausblicke, in Deisslingen gibt es (endlich) eine Bäckerei am Weg, die auch Kaffee zum Mitnehmen anbietet. Es ist - zumindest hat es den Anschein - ein Ort, der alles für den täglichen Bedarf bietet.
Modell vom Bahnhof Deisslingen in einem Vorgarten

Der Neckar ist mittlerweile ein bewegt fliessender Bach mit klarem Wasser:


Schließlich komme ich in Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Würtembergs, an. Bis hierher sind es ca. 27km.
Auf der Hochbrücke

Viele Touristen, tolle Fassaden, stolze Bürgerhäuser (häufig wieder mit den Kornspeichern), Lüftl-Malerei, viele Schilder, die auf Sehenswürdigkeiten weisen - hier lässt sich eine Menge entdecken!  Jetzt bleibt es bei einem Eis und einem kurzen Rundgang durch die Altstadtgassen, bevor ich weiter radele.
Dieser Rottweiler ist sehr friedlich und lässt sich gerne an die Nase fassen!
Immer wieder sehe ich die Silhouette des Thyssen-Turms, auf dem sich Deutschlands höchste Besucher-Plattform befindet. Der Turm wurde eigentlich gebaut, um Aufzüge zu testen, hat sich zusätzlich als Besuchermagnet entwickelt.
Blick auf den Thyssen-Turm

Wolkenloser Himmel, nicht zu heiß - das richtige Wetter, um die Landschaft zu geniessen:
Talhausen
Das Wasser des Neckar wurde auf dem Weg hierher lehmig-trübe und nicht zum Bade einladend. Der Weg führt auf einem Schotterweg den Neckar entlang, vobei am Wasserwerk Neckarburg. Hier ist ein Trinkwasserbrunnen, an dem Vorbeikommende sich mit klarem Wasser versorgen können.


Eine Furt
Die Brücke war gesperrt, auf der anderen Flussseite befindet sich ein Naturschutzgebiet.

Ich beschliesse, dass mein heutiges Ziel Oberndorf a. N. heißt und nach einigen Telefonaten buche ich ein Bett in der Pension Dölker. Bevor ich dort ankomme, erreiche ich dieses Denkmal:
Vorderseite

Rückseite

Man kann dieses Buch öffnen, es finden sich Namen der Opfer darin. Hintergrund des Denkmals sind die Rüstungsfabriken, die sich in der Nähe befanden und die Lager, in denen die Menschen interniert waren. In meinen Augen eine wichtige Erinnerung an das Grauen, was in den Jahren herrschte und ein weiteres Argument, wenn mir wieder gesagt wird, "ein kleiner Diktator wäre notwendig" - nein, ich lebe gerne und selbstverständlich in einer Demokratie (auch, wenn es bedeutet, dass ich die Meinung anderer anhören muss 😖).

In Oberndorf werde ich von den Firmen Mauser und Rheinmetall "begrüßt". Über eine gewendelte Rampe schiebe (!) ich mein Rad in die Oberstadt und zu meiner Unterkunft für die kommende Nacht.
Die Metzgerei hat schon lange geschlossen

Ich werde freundlich empfangen, mein Rad wird sicher untergebracht, das Zimmer ist sauber, es steht eine Flasche Wasser bereit.


Nach der üblichen Dusche mache ich noch einen Gang durch den Ort. Es gab einst (!) vier Metzger und Bäcker in der Strasse - übrig ist noch eine Bäckerei. Wie mir die Inhaberin erklärte, hätte Alle von ihrer Arbeit leben können, hätten aber keine Nachfolger gefunden...

Auffällig ist die Form der Kirche St. Michael im Inneren, deutlich sichtbar eine kompakte Kreuzform im Grundriß.Die Küsterin ist nicht entzückt, dass ich kurz vor Schluss eine Kerze anzünden will. Sie verspricht mir, das morgen früh zu machen.

Mein Abendessen nehme ich beim örtlichen Italiener ein, er bietet eine interessante Auswahl auf der Speisekarte an. Ich wähle eine mit Spinat und Gorgonzola gefüllte Pizza, auf dem Teller lagen noch Ruccola, Parmaschinken und Parmesan-Späne - sehr lecker!

Erschöpft vom Tag schlafe ich bald ein. Insgesamt waren es heute knapp 48km.

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