Dienstag, 13. Oktober 2020

Eine Radtour am Main, 8. Tag: von Bürgel nach Mainz

Die Nacht war kurz und unruhig, das Frühstück eine Enttäuschung und nicht der Rede wert, kein Fieber - schon früh war ich unterwegs.

Mainblicke in Offenbach

Mainkai Offenbach

Vom Hotel bis Frankfurt waren es nur 7 km, dafür lohnt sich keine Zugfahrt! An Frankfurt bin ich vorbei geradelt, irgendwie hat die Skyline mich aggressiv gestimmt - soviel Protz! Sicherlich gibt es auch in Frankfurt am Main schöne Ecken, aber ich verzichte an diesem Tag auf die Suche. 

Deutschherrenwerft

Doch, ich bekenne mich schuldig: ich war neidisch auf das Ansehen, was die dort Tätigen haben. Sie bestimmen die Geschicke unseres Landes mit und wir Steuerzahler zahlen die Zeche. Zum Dank stellte man sich während des "Lockdown" abends auf den Balkon und klatschte für die "systemrelevanten" Berufe - davon kann ich aber keine Miete zahlen und werde auch nicht satt!

Skyline

Ansonsten war erst mal das alte Elend: es gibt keinen Kaffee! Der Weg am Main entlang verläuft teilweise neben der stark befahrenen Bundesstrasse, ich fand keinen Weg hinüber in einen der Vororte. Gefühlte Kilometer führt mein Weg an Sachsenhausen, der Uni, Niederrad und den anderen Vierteln Frankfurts vorbei - irgendwann finde ich den Hinweis, dass es bis Mainz-Kastel nur noch 36 km sind! Es ist erst kurz nach 9:00 morgens, bis zum Abend habe ich jede Menge Zeit!

Personenfähre Höchst

Hinter Schwanheim verirre ich mich. Mit der niedlichen Personen-Fähre überquere ich den Main und lande in Höchst. Einmal fahre ich durch das Zentrum von Höchst, finde endlich (!) einen Coffee-to-go und in einer Apotheke Zovirax-Creme (der Herpes-Virus 😡 hat meine Nase befallen!), dann versperrt mir ein Fabrikgelände ("Industrie-Park Höchst") die Weiterfahrt. Über die Leunabrücke zurück an das andere Ufer. Nun führt der Weg an dem "Industriepark" und der Firma Sanofi vorbei, über die Werksbrücke wieder auf die andere Mainseite nach Sindlingen. 

Noch immer ist das Ufer nahe und es ist so gestaltet, dass frau die Beine ins Wasser hängen könnte. Zwischen Okriftel und Sindlingen soll ein Regionalpark entstehen, hier an der Grenze beider Orte wurden schon Eschen gepflanzt, die eine schöne Allee bilden.

Mündung des Schwarzbach in den Main

In Okriftel entdecke ich das nette Gänsepaar:

Er wird länger balzen...

Auf dem Weg nach Flörsheim sehe ich im Minutentakt Flugzeuge im Landeanflug nach Frankfurt und hoffe, dass sie nicht ausgerechnet über meinem Kopf ihre überschüssigen Flüssigkeiten ausgiessen:

Flörsheim erreiche ich pünktlich mit dem Mittagsläuten. Der Mainstein dort ist von jeder Seite sehenswert, anhand der aufgestellten Tafeln kann er entschlüsselt werden. Von dieser Seite ist oben der Narr zu erkennen, darunter ein Fisch als Vertreter für die Fischereirechte; Weilbach, Wicker, Flörsheim als fränkische Gründungen; der "Verlobte Tag" als Erinnerung an die Pest und Mainz als "Zentralort".

Der Mainstein

Im Bootshaus Flörsheim erhalte ich nach kurzer Wartezeit am Eingang einen Platz. Es gab zwar nicht die als Tagessuppe angepriesene Zwiebelsuppe, aber die Kürbis-Kartoffelsuppe war ebenfalls schmackhaft. 

Bis Mainz-Kastel sind es nur noch 14 km! Vorher komme ich noch an Weinreben vorbei, einige gehören zu einem "Königin-Viktoriaberg", auf einer Tafel kann ich die Geschichte nachlesen und erfahre, dass es auch hier Weinreben zum Pachten gibt. Natürlich finde ich keine Möglichkeit, den Wein zu kosten😞 und radele deshalb weiter.


Rosen an Weihnreben
Trocken gefallener Altarm

In Mainz-Kostheim komme ich an dem Hotel vorbei, in dem ich während meiner Mittelrhein-Tour übernachtet hatte und kurze Zeit später - Tusch, Trommelwirbel - habe ich mein Ziel erreicht!

An der Mainmündung
Bis hierher waren es - wenn ich der Tafel Glauben schenken kann - 389 km entlang des Mains. Von Nullpunkt zu Nullpunkt.
Die Mainmündung in den Rhein
Ich bin so stolz, dass ich es bis hierher geschafft habe!
Nach einer ausgiebigen Pause, in der ich das Leben am und auf dem Rhein betrachte, radele ich über die Theodor-Heuss-Brücke von Hessen nach Rheinland-Pfalz 😉. Ein freundlicher Radfahrer zeigte mir den Weg über die Brücke und zur Jugendherberge. Diese liegt (klassisch!) bergaufwärts, am Volkspark.

Heute bin ich knapp 60 km geradelt und ich bin froh, als ich die Jugendherberge erreiche! Begeisterung macht sich in mir breit, als ich dann feststelle, dass mein Bett schon bezogen ist, Gummibärchen und ein Probiertübchen Duschgel sind auf dem Bett, es gibt Handtücher - wie in einem Hotel, nur eben als Mehrbettzimmer angelegt 😀

Wie zuvorkommend!

Ich geniesse die Dusche und ruhe mich etwas aus, dann fahre ich mit dem Bus nach Mainz, auf der Suche nach einem Kaffee. Am Schillerplatz finde ich einen Platz im Eiscafe, zum guten Schluss breche ich wieder einmal mit der Routine 😊 und bestelle Bananensplit.

 

Morgen früh fahre ich mit dem Zug nach Hause.




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