Donnerstag, 4. August 2022

Emsradweg - der 4. Tag

Es war eine laute Nacht mit wenig Schlaf. Auf der Strasse vor dem Hotel war bis in die frühen Morgenstunden reger Verkehr, zusätzlich hörte ich ständig ein "Netzbrummen" im Ohr - ich bin ein wenig knatschig!

Das Hotel direkt an der Hauptverkehrsstrasse (hinter dem Kreisel)
Das Frühstück tröstet mich ein wenig, es ist reichhaltig und wird mir am Tisch serviert.

Frühstück!
Nach einer zunächst ausreichenden Menge Kaffee bezahle ich das Zimmer. Seit einigen Tagen ist bundesweit die Zahlung per Karte nicht überall möglich. Duch einen technischen Defekt werden teilweise keine Kreditkarten akzeptiert. So auch hier im Hotel. Mein alter Spruch "Nur Bares ist Wahres" trifft mal wieder...
Pausenplätzchen
Kurz nachdem ich Emsdetten verlasse, sehe ich einen liebevoll gestalteten Pausenplatz - den ich jetzt nicht wahrnehme. Mein Ziel heute heißt Lingen. Ich folge dem Radweg, der gut ausgeschildert ist. Das Wasser der Ems wirkt nicht einladend! Eher trübe dümpelt der Fluss vor sich hin.
Ems aufwärts
Ems abwärts
Gut zu erkennen ist die Kanalisierung des Flusses.

Extra für Fußgänger und Radfahrer
Der Weg führt durch einen Mischwald. Plötzlich sehe ich vor sich hin gammelnde Behälter. Auf einem steht "Glyphosat" - ansonsten finde ich keinen Hinweis, um was es sich hier handelt.
Ein verlorener Platz?
Die nächste Überraschung: der Weg wird durch umgefallene Bäume versperrt. Freundlicherweise stehen auf beiden Seiten Warnbaken - ein Trampelpfad um die Stelle herum markiert den Weg. Gott sei Dank bekomme ich mein Fahrrad über die Hindernisse hinweg gehoben, weit und breit ist kein anderer Mensch zu sehen!
Bäume versperren den Weg
Ich erreiche die Bockholter Fähre. Es handelt sich um die letzte handbetriebene Fähre an der Ems, die an Wochenenden und Feiertagen (und Mittwochs!) in Betrieb ist. Bis 1929 war sie in Betrieb und zwischen Greven und Rheine die einzige Möglichkeit zum Überqueren der Ems.
Bockholter Fähre
Mein erstes Etappenziel ist Rheine. Es herrscht Feiertagsruhe, heute ist Christi Himmelfahrt.
Der Kirchturm der St. Dionysus-Kirche
Ich schiebe mein Rad durch die Altstadt und bewundere in Ruhe die alten Häuser.
Am Marktplatz

 Die Figur am Giebel trägt ein Kreuz
Ich erreiche den Falkenhof, ebenfalls ein Gelände mit viel Geschichte. 838 n. Ch. übergab Kaiser Ludwig der Fromme den Hof an das Benediktinerinnenkloster "Reni". Einer der Verwalter war "von Valke", der dem Hof den Namen hinterließ. Heute ist es ein Museum der Stadt.
Der Falkenhof
Das alte Torhaus am Falkenhof
Das Emswehr
Auf welcher Seite ist es am Schönsten?
Emsmühle

Gegenüber der Emsmühle befindet sich der Jüdische Friedhof, nur ein kleiner Stein weist auf die Geschichte hin. Der Friedhof existierte von 1749 bis 1939. In dem "Beikraut" liegen einzelne Grabsteine, fast zugewuchert.

Der Jüdische Friedhof

Ich sehe einige Angler, sowohl an der Emsmühle als auch im Fluss.

Fliegenfischer

Der Weg entlang der Ems ist viel frequentiert. Groß und Klein, Jung und Alt, zu Fuß, mit Kinderwagen, Rädern - fast habe ich den Eindruck einer Völkerwanderung! Mein nächstes Etappenziel heute ist Emsbüren. Bis dahin sind es ca. 18 km.

Eine Allee aus imposanten Eichen führt (standesgemäß) zum Kloster Bentlage.
Schnurgerade!
Kloster Bentlage 

Vor Salzbergen erreiche ich einen der vielen Aussichtspunkte, von den man auf die Ems blicken kann. Zeit für eine Pause!

Treue Begleiter 😊
Ich überhole zwei gemeinsam radelnde Pärchen, wir kommen ins Gespräch. Ein Ehepaar hat ihnen in der letzten Unterkunft von einer alleinreisenden Dame berichtet, die sich bei Rheda-Wiedenbrück verfahren hat... So erlange ich Berühmtheit😁

Wieder fliesst die Ems ruhig in ihrem Bett. Das Wetter schwankt zwischen "Sonnig" bis "gleich fängt es an zu regnen" - Regensachen an- und wieder ausziehen.

der Blick kann wieder weit schweifen

An Salzbergen bin ich vorbei geradelt, ohne es wirklich wahr zu nehmen. Dafür halte ich vor Mehringen an, weil dort Hühner auf dem Radweg picken! Auf dem Schild am Wegesrand steht "freilaufende Eier"😁

Der Weg führt nun durch lichten Wald, vorbei an Pausenplätzchen, die einladend sind. Mittlerweile scheint mal wieder die Sonne, also wieder ausziehen...

Pause!
Die Ems wirkt hier klar und sauber, allerdings ist sie ca. 5m unterhalb meines Standpunktes und es führt kein Weg zum Ufer. Ich traue mich nicht, quer durch die Botanik zu steigen und bewundere die Aussicht von oben.

Am Ortseingang von Emsbüren liegt die Enkings Mühle. Ich bin wieder einmal fasziniert! Zum einen, daß es sich um eine Mühle handelt, die schon seit über 200 Jahren in Familienbesitz ist. 
Enkings Mühle
Zum anderen gefällt mir das Ambiente
Mehringen steht über den Fahrrädern

Täglich wird dort Pumpernickel gebacken, als Grundlage dienen selbstgeschroteter Roggen, Wasser und Jodsalz.

Pumpernickel-Torte mit Eierlikör

Ich mache eine ausgiebige Pause, lasse mir die Torte und den Kaffee schmecken! Irgendwie finde ich auch noch Platz in meinem Rucksack und verstaue ein Paket Pumpernickel und ein Päckchen Zimt-Zwieback...

In Emsbüren erfahre ich nicht nur etwas über die dort tätige Kolping-Familie, sondern auch die Geschichte von dem Pfarrer und der Kuh. Wenn ich dem Hinweisschild am Bahnhof Leschede Glauben schenken darf, sind es noch 20 km bis nach Lingen.

Bronzeskulptur "Pfarrer sine Koh"
Helscher Fähre - es war einmal!

Statt der Fähren, die früher beide Ufer verbanden und wichtige Teile der Infrastruktur waren, gibt es heute Brücken. Etwas langweilig manchmal, aber zu den meisten Tag- und Nachtzeiten befahrbar, ohne Rücksicht auf Wasserstände.

Auf einer der vielen Brücken
In der Ferne kann ich das AKW Emsland erkennen. Bedingt durch Bauarbeiten führt der Weg ein Stück durch Felder, um das AKW herum - kurz darauf bin ich am Haneken-Kanal.

Haneken-Kanal

Heute übernachte ich in einer Privatunterkunft. Es ist Premiere für mich, zum ersten Mal habe ich bei Airbnb ein Zimmer gebucht. Mit der Gastgeberin hatte ich bislang freundlichen SMS-Kontakt, mein Rädchen könne ich im Hof abstellen oder im Keller. Sie selber muss arbeiten, aber sie nennt mir den Übergabepunkt für den Schlüssel. Das funktioniert. Nur - der Hof ist offen und zugänglich, mein Drahtesel würde dort wieder ungeschützt übernachten müssen. 

Eigentlich will ich mein Rädchen gut unterstellen. Deshalb radele ich eine Runde durch Lingen. Es gibt einen großen gesicherten, gebührenpflichtigen Parkplatz für Räder am Bahnhof, allerdings ist mir die Technik nicht vertraut und ich müsste die ganze Strecke zu dem Zimmer nun zu Fuß laufen - dazu habe ich jetzt keine Lust! Also trage ich das Fahrrad die Treppe hinunter in den Keller...

Ein Mitmach-Brunnen!
Erst einmal duschen und etwas Frisches anziehen, dann gehe ich durch die Altstadt von Lingen spazieren.
Pulverturm in Lingen

Ich entscheide mich für ein italienisches Restaurant. Das Essen ist o.k., aber - entgegen dem Preis - nichts Besonderes. Weshalb ich es nicht weiter empfehlen möchte. Immerhin, ich bin gesättigt. Heute bin ich über 66km geradelt und müde! 

Gute Nacht, bis morgen!

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